Badehaus 3 und das Jugendstilforum

Badehaus 3 ist das am besten erhaltene Badehaus im Bad Nauheimer Sprudelhof. Hier finden sich die meisten original erhaltenen Badezellen. Auch der Schmuckhof sowie die Wartehalle sind weitestgehend im Originalzustand erhalten, ebenso wie das Mobiliar, das Wilhelm Jost eigens designte und anfertigen ließ.

Hier in Badehaus 3 hat das neue Jugendstilforum nun seine Heimat gefunden und hier werden in den nächsten Jahren sowohl die Sammlung Geisler als auch weitere Wechselausstellungen zu sehen sein. Auch die Badekultur, die Geschichte der Bäderreisen um 1900 und die Geschichte des Jugendstilbades Bad Nauheim werden im Jugendstilforum in Badehaus 3 dargestellt werden. Den Besucher*innen wird also eine breite Palette an Themen geboten werden, die hier erlebbar werden. Der wundervoll romantische Schmuckhof mit seinen rosenberankten Pergolen bietet Raum zum Erholen und Verarbeiten der Eindrücke und die Bibliothek bietet die Möglichkeit zur Vertiefung des Gesehenen.

Mosaik, Uhr Wartesaal Badehaus 3 Sprudelhof Bad Nauheim
Uhr und Mosaik über dem Eingang im Wartesaal von Badehaus 3
Foto: H. Hölzinger CC-by SA 4.0

Badehaus 3 – Der Wartesaal

Badehaus 3 wurde im Winter 1907-1908 erbaut. Im Sommer 1908 begann hier der Badebetrieb. Mit Badehaus 3 ging Wilhelm Jost neue Wege in Sachen Raumgestaltung und Ornamentik. Er selbst schrieb dazu im Zentralblatt der Bauverwaltung:

„Anders bieten sich die Räume im Badehaus 3 dar. Wände und Fußboden des kreisrunden Wartesaals sind in Mosaik ausgeführt (Firma Kgl. Bayer. Hofmosaik-Kunstanstalt in München); auf Wandpfeilern in Muschelkalk mit figürlichen Kapitellen von Bildhauer Belz in Frankfurt a. M. ruht ein Gesims aus demselben Material mit einer flachen Kuppel in Stuck, geschmückt mit einer großen Deckenbeleuchtung. Über dem Eingang ist eine Uhr mit reichem figürlichen Zifferblatt, nach einem Karton von Maler Hegenbarth, ebenfalls in Mosaik eingelassen. Etwas mehr nach dem Hofe zu, also vom Eingang weggerückt, außerhalb des Mittelpunktes des Raumes, steht baldachinartig überdeckt die Kontrolle. Das Mobiliar aus Kirschbaumholz mit Raffiabastsitzen trägt wesentlich zur Wirkung bei.“

Wartesaal Badehaus 3
Wartesaal Badehaus 3 mit original Möblierung Foto: H.A.M. Hölzinger CC-by SA 4.0

Noch heute ist der Raumeindruck, den Besucher*innen gewinnen so wie zu Zeiten Josts und noch heute fällt dem Gast sofort der kleine Pavillon gegenüber der Eingangstüre auf. Schaut man sich weiter um, dann bemerkt man die Spannung, die hier zwischen antikisierenden Elementen und frühen Formen des Art déco, wie sie in den Heizkörperverkleidungen deutlich werden, herrscht.

Schmuckhof Badehaus 3 Sprudelhof Bad Nauheim
Der Schmuckhof von Badehaus 3
Foto: H. Hölzinger CC-by SA 4.0

Der Schmuckhof

Der Schmuckhof von Badehaus 3 präsentiert sich so ganz anders, als der Wartesaal – hier herrschen weder Farbenpracht noch ausgefeilte Details. Der Schmuckhof wirkt ruhig, beinahe meditativ. Seine Anregungen für diesen Außenbereich, holte sich Wilhelm Jost, wie wir aus seinen privaten Aufzeichnungen wissen, in der Certosa di Pavia.

In der Mitte, gesäumt von rosenberankten Pergolen, findet sich ein Wasserbecken an dessen einem Ende ein kleiner Brunnen steht. Der Brunnen wurde vom Bildhauer und Medailleur Johann Josef Belz in Frankfurt a.M. gefertigt. Die Brunnenfigur zeigt ein kleines Kind, das auf einer Schildkröte sitzt und eine große Weintraube in der Hand hält. Ein wenig erinnert diese Figur an eine Zeichnung Josts, die er in Florenz im Giardino di Boboli fertigte.

Man kann sich gut vorstellen, dass die Kurgäste, die hier am Beginn des 20. Jahrhunderts das Badehaus bevölkerten in diesem Schmuckhof nach ihren oft anstrengenden Behandlungen zur Ruhe kamen und sich erholen konnten.

Beitragsbild:
Schmuckhof von Badehaus 3 im Sprudelhof Bad Nauheim
Foto: H. Hölzinger CC-by SA 4.0