Darmstädter Künstlerkolonie

Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein und die Künstlerkolonie Mathildenhöhe

Der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und Rhein war in vielerlei Hinsicht ein für seine Zeit ungewöhnlicher Landesherr. Im Gegensatz zu seinem Cousin Kaiser Wilhelm II. hatte er es nicht mit dem Militär und den großen Auftritten. Er war vielmehr der künstlerische Typ, der sich mehr an der Zukunft als an der Vergangenheit orientierte. Nicht der Historismus des preußischen Kaisers war sein Ziel, sondern der auf Reform ausgerichtete neue Stil – der Jugendstil.

Ein Zitat des Großherzogs aus seinen Lebenserinnerungen macht sehr deutlich, wie anders er dachte und wie anders seine Ideale waren:

Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein
Zitat Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein
Ernst Ludwig – Kindheit und Jugend

Geboren wurde Ernst Ludwig am 25. November 1868 in Darmstadt als Sohn von Großherzog Ludwig IV. (1837-1892) und Alice von Großbritannien und Irland (1843-1878). Auch er war also, genau wie der zukünftige deutsche Kaiser, ein Enkel der berühmten Queen Victoria (1819-1901).
Seine zunächst glückliche Kindheit wurde mit fünf Jahren zum ersten Mal erschüttert, als sein jüngerer Bruder Friedrich durch einen Fenstersturz ums Leben kam. Noch schlimmer aber kam es nochmals fünf Jahre später, als sich beinahe die ganze Familie mit Diphterie infizierte und kurz nacheinander sowohl die jüngste Schwester Marie als auch die Mutter starben.
Die Großmutter Queen Victoria hat sich daraufhin der Kinder angenommen und so kam Ernst Ludwig früh in Berührung mit der britischen Kultur und vor allem auch mit den dortigen künstlerischen und reformerischen Bestrebungen.
1894 heiratete der frisch gebackene Großherzog seine Cousine Victoria Melita von Edinburgh (1876-1936). Die Ehe verlief unglücklich und wurde 1901 geschieden. Für die einzige Tochter, Elisabeth, war Ernst Ludwig ein liebevoller Vater und er ließ 1902 für sie das noch heute existierende Prinzessinnenhaus von Joseph Maria Olbrich bauen. Allerdings hielt auch dieses Glück nicht, denn im November 1903 verstarb die Achtjährige an Typhus. Der Bildhauer Ludwig Habich schuf eine Engelsfigur, die ihr Grab bewacht.

Die Künstlerkolonie auf der Darmstädter Mathildenhöhe

Hochzeitsturm Mathildenhöhe Darmstadt

Bereits 1899 hatte Großherzog Ernst Ludwig die Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe gegründete, die er aus privaten Mitteln finanzierte.
Ziele der Künstlerkolonie war es vor allem das einheimische Handwerk durch hochwertige künstlerische Entwürfe zu fördern und über die Grenzen Hessens hinaus bekannt zu machen, gemäß seinem Motto „Mein Hessenland blühe und in ihm die Kunst.“

Ernst Ludwig und die Künstlerkolonie

Nach dem Tod seiner Tochter kümmerte sich Ernst Ludwig noch intensiver um den Ausbau und die Förderung der Künstlerkolonie, so dass Darmstadt bald zu einem der wichtigsten Jugendstilzentren wurde und vielen als deutsche Hauptstadt dieser Kunstrichtung galt.
Errichtet worden war die Künstlerkolonie auf Anregung des Kunstverlegers Alexander Koch am Rand der Darmstädter Innenstadt in einer Parkanlage der großherzglichen Familie.
1899 berief Ernst Ludwig zunächst sieben Künstler: Peter Behrens, Paul Bürck, Rudolf Bosselt, Hans Christiansen, Ludwig Habich, Patriz Huber und den bald zur Führungsfigur gewordenen Joseph Maria Olbrich.
Unter dem Titel „Ein Dokument deutscher Kunst“ fand von Mai bis Oktober 1901 eine erste Ausstellung statt. Im Mittelpunkt standen die Künstlerhäuser und verschiedene extra für die Ausstellung errichtete Bauten.
1904 fand eine zweite Ausstellung statt und auch für diese wurden mehrere Bauten errichtet.
Der Hochzeitsturm von Joseph Maria Olbrich und eine Kleinwohnungskolonie bildeten den Mittelpunkt der dritten Ausstellung im Jahr 1908.
Die 1914 eröffnete vierte Ausstellung musste aufgrund des einsetzenden 1. Weltkriegs vorzeitig beendet werden und brachte letztlich auch das Ende der Künstlerkolonie.

Ernst Ludwig vom Großherzog zum Privatmann

1905 heiratete der Großherzog ein zweites Mal. Aus dieser Ehe mit Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich (1871-1937), die als überaus glücklich galt, gingen zwei Söhne hervor: Georg Donatus (1906-1937) und Ludwig (1908-1968).
Der 1. Weltkrieg brachte das Ende der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe und auch das Ende der Herrschaft Ernst Ludwigs. Im Gegensatz zu seinem Cousin, dem Kaiser, musste er das Land nicht verlassen, sondern durfte in Hessen bleiben. Er zog sich u.a. auf Schloss Wolfgarten zurück, wo er am 9. Oktober 1937 verstarb. Beigesetzt wurde Ernst Ludwig nahe seiner Tochter Elisabeth auf der Rosenhöhe in Darmstadt.
Ebenfalls dort bestattet sind sein Sohn Georg Donatus und seine zweite Ehefrau, die bei einem Flugzeugabsturz am 16. November 1937 ums Leben kamen.

Großherzog Ernst Ludwig mit Familie 1909 - Foto Susanne Homann

Die Künstler der Mathildenhöhe

Einladungskarte zur Eröffnung der 1. Ausstellung der Mathildenhöhe 1901 - Paul Bürck

Insgesamt waren im Laufe des Bestehens 23 Künstler Mitglied der Künstlerkolonie der Mathildenhöhe.
Einige von ihnen blieben auch nach dem Ende der Künstlerkolonie, weiterhin in Darmstadt wohnhaft.

(Die Jahreszahlen in Klammern geben die Daten der Mitgliedschaft an bzw. bis wann die Künstler in Darmstadt blieben.)

Peter Behrens

Peter Behrens
Peter Behrens um 1913 Foto: gemeinfrei via Wikimedia Commons
Peter Behrens (1899-1903)

Der Architekt, Maler und Designer Peter Behrens wurde 1868 in Hamburg geboren. Zwischen 1885 und 1891 studierte er Malerei an den Kunstakademien Karlsruhe, Düsseldorf und München und unternahm auch eine Studienreise in die Niederlande. Nach seinem Studium lebte und arbeitete er als selbständiger Maler in München und wurde 1892 Mitbegründer der Münchner Secession. Als 1897 die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk in München gegründet wurden, gehörte Behrens neben Richard Riemerschmid, Bruno Paul, Hermann Obrist und Paul Haustein zu den treibenden Kräften.
Behrens Berufung an die Darmstädter Künstlerkolonie erfolgte 1899. Hier begann er ab 1901 u.a. mit der Entwicklung neuer Schrifttypen. Neben seiner Tätigkeit in Darmstadt gab er außerdem ab 1902 Meisterkurse am Bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg. Bereits nach vier Jahren trat er 1903 aus der Künstlerkolonie aus und einen Posten als Direktor der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf an. Ein Jahr später ergab sich eine Zusammenarbeit mit Karl Ernst Osthaus, einem Kunstmäzen und Sammler. Osthaus besaß mehrere Firmen für die Behrens als Designer tätig wurde.
Das Jahr 1907 wurde zu einem der entscheidendsten Jahre im Schaffen von Peter Behrens. Er siedelte nach Berlin um, arbeitete dort als selbständiger Architekt und wurde überdies künstlerischer Beirat der Firma AEG und Mitbegründer des Deutschen Werkbunds.
Im Jahr 1921 erhielt Behrens erneut eine Berufung an die Kunstakademie Düsseldorf. In den Jahren 1922 bis 1927 war er dann Leiter der Meisterschule für Architektur an der Wiener Akademie der bildenden Künste. 1936 übernahm er die Leitung der Meisterschule für Architektur an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin.
Verstorben ist Peter Behrens am 27. Februar 1940 in Berlin.

Tintenfass mit Ablage Peter Behrens
Tintenfass mit Ablage Peter Behrens Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Rudolf Bosselt

Rudolf Bosselt - Foto aus Großherzog Ernst LUdwig und die Darmstädter Künstler Kolonie 1901
Rudolf Bosselt – Foto aus Großherzog Ernst Ludwig und die Darmstädter Künstler Kolonie 1901 – Foto: gemeinfrei
Rudolf Bosselt (1899-1903)

Der Bildhauer, Medailleur und Reformpädagoge Paul Gustav Rudolf Bosselt wurde 1871 im brandenburgischen Perleberg geboren. Er absolvierte zunächst eine Lehre als Ziseleur in einer Berliner Bronzegießerei und arbeitete dann an der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Charlottenburg bevor er nach Frankfurt a.M. übersiedelte und zwischen 1891 und 1897 Schüler am Städel-Institut wurde. Bevor er 1899 als eines der Gründungsmitglieder der Darmstädter Künstlerkolonie berufen wurde, vervollständigte er seine Ausbildung an der Pariser Académie Julian.
Von Darmstadt führte ihn sein Weg auf Empfehlung von Peter Behrens nach Düsseldorf, wo er zunächst an der Kunstgewerbeschule unterrichtete bevor er dort 1907 zum Direktor berufen wurde.
Ebenfalls 1907 gehörte er, wie viele andere Mitglieder der Darmstädter Künstlerkolonie, zu den Mitbegründern des Deutschen Werkbunds.
Von Düsseldorf zog Bosselt 1911 nach Magdeburg, wo er die Leitung der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule übernahm. Allerdings kam es dort zu Missstimmungen, so dass er nach Braunschweig ging. Hier hatte Rudolf Bosselt zwischen 1928 und 1931 die Leitung der Kunstgewerbeschule inne.
Von Braunschweig ging er für kurze Zeit als Generalsekretär des Reichsverbands bildender Künstler Deutschlands nach Berlin, bevor er die Leitung der Zeitschrift Kunst und Wissenschaft übernahm und am 2. Januar 1938 in Berlin verstarb.

Rudolf Bosselt - Henkeltopf - Osiris
Rudolf Bosselt – Henkeltopf – Osiris Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Paul Bürck

Paul Bürck Foto aus Großherzog Ernst Ludwig und die Darmstädter Künstler Kolonie 1901
Paul Bürck Foto aus Großherzog Ernst Ludwig und die Darmstädter Künstler Kolonie 1901
Paul Bürck (1899-1902)

Ebenfalls zur ersten Generation der Darmstädter Künstlerkolonie zählt Paul Wilhelm Bürck, der am 3. September 1878 in Straßburg geboren wurde. Zwischen 1894 und 1897 machte er eine Ausbildung zum Dekorationsmaler und absolvierte gleichzeitig ein Studium an der Kunstgewerbeschule München, von wo aus er 1899 direkt nach Darmstadt berufen wurde. Damit war Paul Bürck das jüngste Mitglied der neuen Künstlerkolonie. Allerdings wurde sein Vertrag nicht verlängert, so dass er bereits 1902 wieder ausschied und als Lehrer für Buchdruck und Lithographie an die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg wechselte.
Auch hier blieb er nur zwei Jahre. Bis 1908 hielt sich Paul Bürck dann zu Studienzwecken in Rom auf und ließ sich dann als freischaffender Maler und Graphiker in München nieder, wo er am 18. April 1947 verstarb.

Paul Bürck Ornament
Paul Bürck Ornament
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Hans Christiansen

Hans Christiansen
Hans Christiansen, um 1901
Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Hans Christiansen (1899-1902)

Der am 6. März 1866 in Flensburg geborene Hans Christiansen zählt zu den bekanntesten Mitgliedern der Darmstädter Künstlerkolonie.
Seine Ausbildung zum Maler begann er 1888 an der Kunstgewerbeschule in München und vervollständigte sie während einer Italienreise, bevor er sich als Dekorationsmaler in Hamburg niederließ.
Offenbar machte ihn dieser Beruf aber nicht wirklich glücklich, denn 1895 gab er ihn auf und ging von Antwerpen nach Paris, um an der Académie Julian zu studieren. Geld verdiente er in jener Zeit zum Beispiel mit Entwürfen für Sammelbilder für die Schokoladenfabrik Stollwerk in Köln.
1899 wurde Christiansen von Großherzog Ernst Ludwig berufen in die Künstlerkolonie berufen. In seiner Darmstädter Zeit entwarf er vor allem Möbel, Keramiken, Glasmalereien und Schmuck.
Berühmt wurde seine Villa in Rosen, die er für die erste Ausstellung auf der Mathildenhöhe im Jahr 1901 ausstattete. Die Rose sollte fortan eines seiner Markenzeichen werden.
Auch als Grafiker der Zeitschrift Jugend machte sich Hans Christiansen einen Namen.
Seit 1911 war er als Dozent an der Kunstgewerbeschule Wiesbaden tätig. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er mit einem Berufsverbot belegt, da er mit einer Jüdin verheiratet war und seine Kunst als undeutsch galt.
Kurz vor Kriegsende, am 5. Januar 1945 verstarb Hans Christiansen in Wiesbaden.

Bildplatte "Der Kuss" Hans Christiansen
Bildplatte “Der Kuss” Hans Christiansen Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Johann Vincenz Cissarz

Johann Vincenz Cissarz (1903-1906)

Das Multitalent Johann Vincenz Cissarz, das als Maler, Zeichner, Graphiker, Plakat- und Buchkünstler sowie als Innenarchitekt und Kunsthandwerker von sich Reden machte, wurde am 22. Januar 1873 in Danzig geboren.
Zwischen 1891 und 1894 studierte er an der Kunstakademie in Dresden und ließ sich dort 1897 als selbständiger Graphiker nieder. Seit der Gründung der Deutschen Werkstätten Hellerau 1898 gestaltete er für diese vor allem Inneneinrichtungen und Tapeten.
1903 berief Großherzog Ernst Ludwig Cissarz an die Darmstädter Künstlerkolonie, wo er bis 1906 blieb. In dieser Zeit entwarf er u.a. Inneneinrichtungen, den Katalog und das Plakat für die zweite Ausstellung der Künstlerkolonie sowie auch ein Werbeplakat für das Kurbad Bad Nauheim.
1904 erhielt Johann Vincenz Cissarz auf der Weltausstellung in St. Louis eine Goldmedaille für sein Gemälde 7. Sinfonie von Ludwig van Beethoven.
Von der Mathildenhöhe wechselte Cissarz als Lehrbeauftragter für Buchausstattung an die Lehr- und Versuchswerkstätten des Vereins Württembergischer Kunstfreunde in Stuttgart. 1908 wurde er Mitglied im Deutschen Künstlerbund und 1909 Professor an Kunstakademie Stuttgart. Von dort ging er 1916 als Leiter der Meisterklasse für freie Malerei an das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt a.M. wo er bis 1939 unterrichtete.
Auch danach blieb Cissarz in Frankfurt wo er am 22. Dezember 1942 verstarb.

Plakat Johann Vincenz Cissarz Bad Nauheim
Plakat Johann Vincenz Cissarz Bad Nauheim

Daniel Greiner

Daniel Greiner (1903-1906)

Eher unbekannt ist der 1872 in Pforzheim geborene Bildhauer Daniel Greiner, der erst spät als Künstler tätig wurde. Er hatte zunächst Philosophie und evangelische Theologie studiert, promoviert und als Rektor gearbeitet.
Mit fast 30 Jahren begann Greiner ein Studium an der Berliner Bildhauerschule, ging von dort nach Paris und ließ sich schließlich als Künstler im mittelhessischen Schotten nieder.
Durch eine erfolgreiche Ausstellung in Darmstadt wurde Ernst Ludwig auf ihn aufmerksam und berief ihn an die Mathildenhöhe. Nach seinem Ausscheiden im Jahr 1906 ging er ins rheinhessische Jugenheim, wo er die Werkstätte für Grabmalkunst Greiner und Guth und den Felsberg-Verlag gründete in dem auch die bekannte Greiner-Bibel erschien.
Als Mitglied der KPD und Abgeordneter des hessischen Landtags litt er unter der nationalsozialistischen Herrschaft. Er wurde isoliert und verarmte.
Am 8. Juni 1943 verstarb Daniel Greiner.

Ludwig Habich

Ludwig Habich
Ludwig Habich Zeichnung Emil Stumpp (1926) gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Ludwig Habich (1899-1906)

Der deutsche Bildhauer, Medailleur und Hochschullehrer Ludwig Habich wurde 1872 geboren. Von 1879 bis 1886 absolvierte er bei Benedikt König eine Bildhauerlehre, bevor er von 1890 bis 1900 am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt a.M., an der Karlsruher Kunstakademie und der Münchner Kunstakademie studierte.
Mit einer selbständigen Tätigkeit begann Habich bereits während dieser Studienjahre. 1898 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Freien Vereinigung Darmstädter Künstler und wurde 1899 in die Darmstädter Künstlerkolonie berufen, die er 1906 verließ und nach Stuttgart übersiedelte. Dort war Habich als Lehrer für Bildhauerei und Plastisches Gestalten an der Technischen Hochschule tätig und wurde 1910 zum Professor an die Stuttgarter Kunstakademie berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1937 arbeitete.
Ludwig Habich verstarb am 20. Januar 1949 in Jungenheim, in der Nähe von Darmstadt.

Paul Haustein

Paul Haustein (1903-1906)

Seine Ausbildung erhielt der 1880 geborene Paul Haustein an den Kunstgewerbeschulen in Dresden und München. Kontakt zu Mitgliedern der Darmstädter Künstlerkolonie bekam der Goldschmied, Medailleur und Buchgestalter spätestens 1901, als er gemeinsam mit Peter Behrens kunstgewerbliche Meisterkurse gab. Zu diesem Lehrerkreis gehörte auch Richard Riemerschmid.
1903 wurde Haustein dann nach Darmstadt zur Mathildenhöhe berufen, verließ die Künstlerkolonie aber bereits 1906 wieder und wurde Lehrer für das Metallfach an der Königlichen kunstgewerblichen Lehr- und Versuchswerkstätte in Stuttgart, wo er zwischen 1907 und seinem Tod im Jahr 1944 als Professor tätig war.
In den Jahren 1938 bis 1940 war Paul Haustein außerdem Direktor der Württembergischen Staatlichen Kunstgewerbeschule.

Bernhard Hoetger

Bernhard Hoetger, um 1924, auf einer Fotografie von Nicola Perscheid
Bernhard Hoetger, um 1924,
Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Bernhard Hoetger (1911-1914)

Zur letzten Künstlergeneration der Darmstädter Künstlerkolonie gehört der 1874 in Hörde (heute Dortmund) geborene Bernhard Hoetger. Der ausgebildete Steinmetz arbeitete als Bildhauer, Maler, Architekt und Kunsthandwerker.
Nach der Tätigkeit als Technischer Leiter der Werkstatt für kirchliche Kunst in Wiedenbrück in den Jahren 1895 bis 1897 begann er ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf. Seinen expressionistischen Stil entwickelte er bei einem Aufenthalt in Paris von 1900 bis 1907, wo er vor allem von Auguste Rodin beeinflusst wurde, in dessen Atelier er auch Paula Modersohn-Becker kennenlernte.
Für die vierte Ausstellung der Künstlerkolonie im Jahr 1914 war Bernhard Hoetger an der Errichtung des Platanenhains beteiligt.
Nach seinem Ausscheiden aus der Darmstädter Künstlerkolonie begab er sich, inspiriert durch Paula Modersohn-Becker in die nächste Künstlerkolonie, diesmal nach Worpswede.
Obwohl Hoetger früh in die NSDAP eintrat wurde sein Werk als entartet eingestuft und er aus der Partei ausgeschlossen. Seine Werke wurden aus den Museen entfernt und Bernhard Hoetger floh 1943 in die Schweiz, wo er am 18. Juli 1949 verstarb.

Patriz Huber

Patriz Huber
Patriz Huber, Foto: gemeinfrei via Wikimedia Commons
Patriz Huber (1899-1902)

Er ist wohl die tragischste Gestalt in der Geschichte der Darmstädter Künstlerkolonie, der am 19. März 1878 geborene Patriz Huber.  
Huber besuchte zunächst die Kunstgewerbeschulen in Mainz und München und erwarb sich seinen Ruf vor allem durch prämierte Entwürfe in der renommierten Zeitschrift Innen-Dekoration von deren Herausgeber Alexander Koch er zeitlebens gefördert wurde.
Nachdem Patriz Huber 1902 die Darmstädter Künstlerkolonie verlassen hatte, ging er mit anderen ehemaligen Mitgliedern nach Berlin, wo er kurz darauf am 20. September 1902 Selbstmord beging.

Patriz Huber Ornamente
Patriz Huber Ornamente Fotos: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Heinrich Jobst

Heinrich Jobst (1907-1918)

Im Jahr 1874 wurde der Bildhauer und Medailleur Heinrich Jobst geboren, dessen Werke in Bad Nauheim unübersehbar sind. Das gilt vor allem für die große Umfassung der beiden Sprudel, die das Zentrum des Sprudelhofs bildet.
Seine Lehre als Bildhauer hatte Jobst 1888 begonnen und vervollständigte seine Ausbildung zwischen 1896 und 1898 durch ein Studium an der Akademie für bildende Künste in München, bevor er dann bis ins Jahr 1900 als Gehilfe von Rudolf Maison und Jakob Bradl arbeitete. 1901 wurde Heinrich Jobst Mitarbeiter und Assistent von Georg Wrba an der Kunstgewerbeschule München und außerdem erhielt er dort eine Anstellung als Fachlehrer.
Großherzog Ernst Ludwig berief Jobst 1906 als Nachfolger von Ludwig Habich an die Darmstädter Künstlerkolonie. 1909 erhielt er überdies eine Professur im Großherzoglichen Lehratelier für angewandte Kunst.
Auch nach dem Ende der Künstlerkolonie blieb Jobst in Darmstadt wo er auch am 10. Februar 1943 verstarb.

Collage Heinrich Jobst Bad Nauheim

Friedrich Wilhelm Kleukens

Friedrich Wilhelm Kleukens (1907-1918)

Der Maler, Grafiker, Buchkünstler, Architekt und Typograf Friedrich Wilhelm Kleukens wurde 1878 in der Nähe von Bremen geboren.
Vor allem als Buchkünstler machte sich Kleukens einen Namen. Das Zeichnen hatte er im Atelier der Silberwarenfabrik Wilkens & Söhne in Bremen gelernt und anschließend an der Unterrichtsanstalt am königlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin.
Im Jahr 1900 war er Mitbegründer der ersten modernen Werbeagentur, der Steglitzer Werkstatt. 1903 verließ Friedrich Wilhelm Kleukens die Firma und nahm eine Lehrtätigkeit an der Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig auf. Hier blieb er bis er von Großherzog Ernst Ludwig 1906 an die Darmstädter Künstlerkolonie berufen wurde und von 1907 bis 1911 auch am Großherzoglichen Lehratelier für angewandte Kunst unterrichtete. Darüber hinaus war Kleukens ab 1907 künstlerischer Leiter der Ernst-Ludwig-Presse, die er gemeinsam mit seinem Bruder betrieb.
1914 wurde er als Soldat eingezogen und kehrte nach Kriegsende 1918 nach Darmstadt zurück, wo er ein eigenes Unternehmen für Buchkunst gründete und außerdem als Werbegrafiker und Schriftentwerfer arbeitete, bis er 1930 mit seiner Familie nach Mallorca zog und 1932 sein Buchkunst-Unternehmen schloss.
Aufgrund des Spanischen Bürgerkriegs verließ Friedrich Wilhelm Kleukens 1936 Mallorca und kehrte nach Darmstadt zurück, wo er als Industriezeichner arbeitete bis er 1944 ausgebombt wurde. Daraufhin zog er ins baden-württembergische Nürtingen, wo er als Grafiker aber nicht mehr wirklich Fuß fassen konnte und am 22. August 1956 verstarb.

Werke von Friedrich Wilhelm Kleukens in Bad Nauheim
Werke von Friedrich Wilhelm Kleukens in Bad Nauheim

Christian Heinrich Kleukens

Christian Heinrich Kleukens (1913-1918)

Genau wie sein Bruder arbeitete auch der 1880 geborene Christian Heinrich Kleukens als Typograf sowie als Drucker und Lehrer.
Ausgebildet worden war er von seinem Bruder in dessen Steglitzer Werkstatt. Darüber hinaus besuchte er die Akademie für graphische Künste in Leipzig.
1907 folgte Christian Heinrich seinem Bruder zur Ernst-Ludwig-Presse nach Darmstadt, die er ab 1914 selber leitete nachdem er ein Jahr zuvor auch Mitglied der Mathildenhöhe geworden war.
Nach dem Ende der Künstlerkolonie gründete er die Kleukens-Presse und die Kleukens-Binderei in Darmstadt. Seit 1927 leitete er dann die Mainzer Presse und unterrichtete an der Staatsschule für Kunst und Handwerk in Mainz. Christian Heinrich Kleukens verstarb am 7. April 1954 in Darmstadt.

Edmund Körner

Edmund Körner (1911-1916)

Auch der 1874 in Leschwitz bei Görlitz geborene Edmund Körner war Architekt und hatte an den Technischen Hochschulen in Dresden und Berlin studiert, bevor er ins Hochbauamt der Stadt Essen wechselte und dann 1911 an die Darmstädter Künstlerkolonie berufen wurde.
Das durch den 1. Weltkrieg verursachte langsame Ende der Künstlerkolonie veranlasste ihn 1916 zur Rückkehr nach Essen, wo er als selbständiger Architekt arbeitete bis er 1933 von den Nationalsozialisten ein zeitweiliges Berufsverbot erhielt, da er der Architekt der Essener Synagoge war. Dass er seinen Beruf dann doch wieder ausüben durfte verdankte er seinen Verbindungen zu Henry Ford, dessen Kölner Werk er mit gebaut hatte. Edmund Körner verstarb am 14. Februar 1940 in Essen.

Emanuel Josef Margold

Emanuel Josef Margold (1911-1918/29)

Der im Mai 1888 in Wien geborene Emanuel Josef Margold war Architekt, Graphiker und Kunstgewerbler. Studiert hatte er zunächst an der Kunstgewerbeschule in Mainz und ging dann an die Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er bei Josef Hoffmann studierte, dessen Assistent er auch später wurde. Auch auf ihn wurde der Verleger Alexander Koch aus Darmstadt aufmerksam und veröffentlichte viele seiner Entwürfe in seinen Zeitschriften. Das führte zur Berufung Margolds in die Darmstädter Künstlerkolonie im Jahr 1911, wo er mit seiner Frau Ella Margold-Weltmann zusammenarbeitete, die sich vor allem als Textildesignerin einen Namen gemacht hatte. Mit ihr gemeinsam fertigte er auch zahlreiche Entwürfe für Keksdosen und Verpackungen für die Firma Bahlsen.
Auch nach dem Ende der Künstlerkolonie blieb Margold zunächst in Darmstadt bevor er 1929 nach Berlin umzog, um dann 1938 als Professor an die Kunstgewerbeschule ins slowakische Bratislava zu gehen. In dieser Stadt blieb Margold bis zu seinem Tod am 2. Mai 1962.

Keksdose der Firma Bahlsen, Design: Emanuel Margold
Keksdose der Firma Bahlsen, Design: Emanuel Margold Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Albin Müller

Albin Müller
Albin Müller, 1927 Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Albin Müller (1906-1914)

Der Architekt, Pädagoge und Gestalter Albin Müller wurde 1871 in Dittersbach im Erzgebirge geboren. Zunächst absolvierte er von 1884 bis 1887 eine Tischlerlehre bei seinem Vater, arbeitete zunächst auch in diesem Beruf, bevor er ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Mainz begann.
1900 ging Müller als Lehrer an die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule nach Magdeburg und wurde dort 1905 zum Leiter der Abteilung für Innenraum und Architektur ernannt.
An die Darmstädter Künstlerkolonie wurde Albin Müller 1906 berufen. 1907 erfolgte die Ernennung zum Professor. Hier in Darmstadt arbeitete er zwischen 1907 und 1911 als Lehrer für Raumkunst am Großherzoglichen Lehratelier für angewandte Kunst. In der gleichen Zeit fertigte er zahlreiche Arbeiten für die Westerwälder Steinzeugindustrie an. Nach dem Ausscheiden von Peter Behrens entwickelte sich Müller spätestens ab 1908 zum führenden Architekten der Mathildenhöhe.
Seit 1918, trat Albin Müller vor allem durch zahlreiche Publikationen in Erscheinung. Die Schriftstellerei und Landschaftsmalerei prägten die letzten Jahre von Müllers Schaffen. Er verstarb am 2. Oktober 1941 in Darmstadt.

Albin Müller Tischuhr Weltausstellung St. Louis 1904
Albin Müller Tischuhr Weltausstellung St. Louis 1904
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Joseph Maria Olbrich

Joseph Maria Olbrich
Joseph Maria Olbrich Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Joseph Maria Olbrich (1897/99-1908)

Der 1867 im tschechischen Troppau geborene Joseph Maria Olbrich gilt vielen als bedeutendster Künstler der Darmstädter Künstlerkolonie. Vor allem als Architekt hatte er großen Einfluss auf das Gesicht der Mathildenhöhe, deren weithin sichtbare Landmarke, den Hochzeitsturm, er entwarf.
Zunächst hatte Olbrich eine Maurerlehre gemacht und danach als Zeichner bei einem Bauunternehmer gearbeitet, bevor er 1882 ein Architekturstudium an der Wiener Staatsgewerbeschule begann, das er 1886 abschloss.
Nach einigen Jahren als Bauzeichner kehrte Olbrich 1890 nach Wien zurück und studierte an der Akademie der bildenden Künste. Nach Abschluss des Studiums und dem Gewinn mehrerer Preise trat er 1893 in das Büro von Otto Wagner ein, wo er vor allem mit den Plänen für die Wiener Stadtbahn betraut wurde.
Der Durchbruch als Architekt gelang Olbrich mit dem Bau des Wiener Secessionsgebäudes im Jahr 1897. Hierdurch wurde auch Großherzog Ernst Ludwig auf ihn aufmerksam und holte ihn als Gründungsmitglied der Künstlerkolonie nach Darmstadt. Im Jahr 1900 erhielt Joseph Maria Olbrich neben der hessischen Staatsbürgerschaft auch einen Professorentitel.
Die Künstlerkolonie bot Olbrich einen großen Spielplatz auf dem er zahlreiche Ideen ausprobieren und verwirklichen konnte, zumal er der einzige Architekt der Gruppe war.
Aber nicht nur als Architekt war Olbrich in seiner Darmstädter Zeit aktiv, er entwarf auch zahlreiche Objekte für die Steingutfabrik Waechtersbach sowie Möbel und Musikinstrumente.
Auch abseits der Künstlerkolonie machte Olbrich mit seinen Entwürfen von sich reden. Sein letzter großer Auftrag war das Warenhaus Tietz (heute Galeria Kaufhof Karstadt) in Düsseldorf. Hier starb Olbrich am 8. August 1908 mit gerade einmal 40 Jahren an Leukämie. Sein Leichnam wurde nach Darmstadt überführt, wo er auf dem Alten Friedhof ein Ehrengrab erhielt.

Dose von Joseph Maria Olbrich
Dose von Joseph Maria Olbrich Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Fritz Oßwald

Fritz Oßwald 1913
Fritz Oßwald 1913
Fritz Oßwald (1913-1918/21)

Als einer der letzten Künstler kam der in Zürich geborene Maler Fritz Oßwald zur Darmstädter Künstlerkolonie. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschulen in Zürich und München studierte er von 1898 bis 1906 an der Akademie der bildenden Künste in München und wurde 1904 Mitglied der Münchner Secession.
Er reiste viel durch Italien, Österreich, die Niederlande und Deutschland. Nach einer Ausstellung seiner Werke in der Kunsthalle Darmstadt wurde er von Großherzog Ernst Ludwig in die Künstlerkolonie berufen.
Mit Beginn des 1. Weltkriegs wurde Oßwald zum Schweizer Militär einberufen, wurde von dort allerdings beurlaubt und kehrte nach Darmstadt zurück. Zahlreiche Landschaftsbilder und Stillleben entstanden in dieser Zeit.
1918 ging Fritz Oßwald zurück in die Schweiz, zog 1922 nach Starnberg. Hier lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1966.

Hanns Pellar

Hanns Pellar (1911-1918/25)

Ein weiterer österreichischer Künstler in der Riege der Mitglieder der Darmstädter Künstlerkolonie war der 1886 in Wien geborene Hanns Pellar. 1901 begann er ein Studium an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und wechselte 1905 an die Wiener Akademie der Bildenden Künste. Von dort ging er 1906 nach München an die Malschule von Franz von Stuck. Nach seiner Ausbildung arbeitete er als selbständiger Maler und Illustrator.
In seiner Darmstädter Zeit spezialisierte sich Pellar auf die Porträtmalerei. Die großherzogliche Familie und zahlreiche Adelige und reiche Bürger ließen sich vom „Maler der Eleganz“ auf die Leinwand bannen.
Durch den Großherzog Ernst Ludwig kam Hanns Pellar dann auch zur Miniaturmalerei. Für die Ausstellung der Künstlerkolonie im Jahr 1914 fertigte er überdies Kostümentwürfe.
Bis 1917 blieb Pellar auswärtiges Mitglied der Künstlerkolonie. 1925 zog er nach Frankfurt a.M. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte dazu, dass er Berufsverbot erhielt, da zum einen seine Kunst als unerwünscht galt und er sich zum anderen weigerte sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen.
Daraufhin verließ Pellar Deutschland und ging zurück nach Wien, wo er am 20. August 1971 starb.

Ernst Riegel

Ernst Riegel (1906-1912)

Ernst Riegel wurde 1871 im unterfränkischen Münnerstadt geboren. Zunächst machte er in Kempen eine Lehre als Ziseleur und setzte dann seine Ausbildung als Goldschmied und Keramikkünstler in München fort, wo er seit 1890 die Kunstgewerbeschule besuchte. Als Mitarbeiter von Fritz von Miller erhielt er auf der Pariser Weltausstellung 1900 die Goldmedaille für seine künstlerischen Leistungen. Daraufhin eröffnete er ein eigenes Goldschmiedeatelier.
Er wurde 1906 in die Darmstädter Künstlerkolonie berufen nachdem er auch Erfolge auf der Kunstgewerbeausstellung in Dresden gefeiert hatte. In Darmstadt blieb er bis 1912 und wurde in dieser Zeit auch Mitglied des Deutschen Werkbundes und unterrichtete an den Großherzoglichen Ateliers. In diesen Jahren fertigte Riegel neben Schmuck, Prunk- und Ziergefäßen auch liturgische Gefäße und Gegenstände. Besonders bekannt sind aus dieser Zeit seine Arbeiten für die Waechtersbacher Steingutfabrik und seine Kunstschmiedearbeiten, die auch an vielen Stellen in Bad Nauheim zu sehen sind.
1913 verließ Ernst Riegel die Künstlerkolonie und trat einen Lehrauftrag an der Handwerks- und Kunstgewerbeschule in Köln an, wo er die Goldschmiedeklasse leitete. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1933 war er dort tätig, blieb allerdings weiterhin externes Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie.
Ernst Riegel verstarb am 14. Februar 1939 in Köln.

Ernst Riegel - Metallkunst
Ernst Riegels Metallkunst in der Trinkkuranlage von Bad Nauheim

Jakob Julius Scharvogel

Jakob Julius Scharvogel (1906-1914)

Nachdem der 1854 geborene Jakob Julius Scharvogel die Industrieschule in Zürich besucht hatte, wechselte er 1869 an die Polytechnische Schule in Darmstadt und studierte dort Mathematik, Chemie und Physik. Man hätte also meinen können Scharvogel strebe eine Karriere als Naturwissenschaftler an, aber dem war nicht so, denn er entdeckte zeitgleich auch sein Interesse für das Kunsthandwerk.
Seine naturwissenschaftliche Vorbildung brachte ihm hier, gerade in Bezug auf die Arbeit mit Keramik große Vorteile vor den meisten seiner Kollegen.
1883 hatte Scharvogel das Glück eine Stellung als Fabrikingenieur und stellvertretender Direktor der Mosaikfabrik Villeroy & Boch in Mettlach zu bekommen, wo er seine beiden Leidenschaften miteinander verbinden konnte. Er übernahm 1855 auch die Leitung der Vertriebszentrale und kümmerte sich um die künstlerische Entwicklung.
Trotz der Möglichkeiten, die ihm Villeroy & Boch bot, gründete er 1898 die Münchner Kunsttöpferei, arbeitete selbständig und knüpfte auch erste Kontakte zu den Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk. In dieser Zeit arbeitete Scharvogel vor allem mit Ludwig Habich, Walter Magnussen und Paul Haustein zusammen und entwickelte eine eigene neue Glasurtechnik, die er Scharvogel-Steinzeug nannte.
Durch diese Entwicklung geriet er erstmals in Kontakt mit der Darmstädter Künstlerkolonie. Drei Jahre bevor er 1906 in die Künstlerkolonie berufen wurde, ernannte man Scharvogel zum Präsidenten der Münchener Vereinigung für angewandte Kunst.
In Darmstadt angekommen übernahm er die Leitung der Großherzoglich Keramischen Manufaktur, deren erster Großauftrag die Ausstattung des Bad Nauheimer Sprudelhofs war.
Wie auch andere Mitglieder der Darmstädter Künstlerkolonie gehörte Jakob Julius Scharvogel zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Werkbundes.
Nicht zuletzt aufgrund des wirtschaftlichen Misserfolgs der Keramischen Werkstatt, wurde er 1913 aus der Künstlerkolonie entlassen und kehrte nach München zurück, wo er an der Technischen Hochschule arbeitete. Am 30. Januar 1938 verstarb Jakob Julius Scharvogel in München.

Jakob Julius Scharvogel - Bad Nauheim
Jakob Julius Scharvogel – Werke in Bad Nauheim

Josef Emil Schneckendorf

Josef Emil Schneckendorf (1906-1912)

Der am 29. Dezember 1865 im Siebenbürgischen Kronstadt geborene Josef Emil Schneckendorf absolvierte seine Bildhauerlehre in Budapest, Bukarest und Wien bevor er sich 1890 in München niederließ. 1892 begann er dort ein Studium der Bildhauerei an der Münchner Akademie. Die in München aktive Künstlerszene mit ihren reformerischen Ideen führte jedoch dazu, dass er sich von der Bildhauerei zunehmend ab- und dem Kunsthandwerk zuwandte. Vor allem der Schmuckherstellung widmete er sich intensiv. Insbesondere der Werkstoff Kunstglas faszinierte ihn derart, dass er sich die Herstellung dieses Werkstoffs selber aneignete. Schneckendorf experimentierte vor allem mit Metalloxiden, um dem Glas irisierende Effekte zu verleihen.
Seine Objekte sorgten für Furore und er gewann sowohl auf der internationalen Ausstellung in Turin 1902 als auch 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis mehrere Preise.
1906 wurde Josef Emil Schneckendorf von Großherzog Ernst Ludwig an die Künstlerkolonie Darmstadt berufen. Hier übernahm er 1907 die Leitung der Großherzoglichen Edelglasmanufaktur. Wirtschaftlich betrachtet war diese allerdings kein Erfolg, so dass Ernst Ludwig 1909 sein dortiges Engagement beendete. Schneckendorf allerdings führte die Manufaktur alleine weiter, musste sie aber dann 1911 endgültig schließen und verließ daraufhin Darmstadt. Er kehrte nach München zurück, wo er sich zunehmend wieder anderen Materialien zuwandte.
Josef Emil Schneckendorf starb am 11. Juli 1949 in München.

Josef Emil Schneckendorf - flache Vase
Josef Emil Schneckendorf – flache Vase
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Theodor Wende

Theodor Wende (1913-1918/21)

Als Nachfolger Ernst Riegels kam der 1883 in Berlin geborene Theodor Wende 1913 an die Darmstädter Künstlerkolonie. Zuvor hatte der Gold- und Silberschmied in Berlin gelernt und gearbeitet, an der staatlichen Zeichenakademie Hanau und der Kunstgewerbeschule Berlin studiert.
Im 1. Weltkrieg zum Kriegsdienst einberufen, kam Wende 1918 nach Darmstadt zurück und arbeitete dort als Gold- und Silberschmied, bevor er 1921 als Professor nach Pforzheim an die Badische Kunstgewerbeschule wechselte, wo er 1951 emeritiert wurde.
Ein großer Teil des 1968 in Pforzheim verstorbenen Theodor Wende befindet sich heute im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt.

“Bauen für ein neues Leben”

Ausstellungen und Gebäude auf der Mathildenhöhe

Insgesamt vier Ausstellungen fanden zwischen 1901 und 1914 auf der Mathildenhöhe in Darmstadt statt.
Für diese Ausstellungen wurden Gebäude errichtet, manche von ihnen temporär, andere als permanente Häuser, die auch als Atelier oder Wohnhaus dienten und die jeweils mit ihrem äußeren Erscheinungsbild und der Innenausstattung ein Gesamtkunstwerk darstellten.

Haus Behrens gemeinfrei
Die 1. Ausstellung der Künstlerkolonie: “Ein Dokument deutscher Kunst”

Von Mai bis Oktober 1901 fand die erste Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie statt. Ihr Motto: „Ein Dokument deutscher Kunst“.
Die Ausstellung sollte die Grundidee des Jugendstils zeigen: das ganze Leben, den Alltag künstlerisch und schön zu gestalten und einen neuen ganzheitlichen Lebensentwurf zu kreieren. Wie hätte man das besser tun können als mit Häusern und ihren Innenräumen?
Für die Ausstellung wurden eigens temporäre Holzbauten errichtet, die nach Ende der Ausstellung auch wieder abgebaut wurden. Dazu gehörten das Haus der Flächenkunst sowie das Spielhaus.
Hauptattraktionen aber waren die permanent errichteten Häuser der Mitglieder der Künstlerkolonie. Hier wurde gezeigt, was so alles auf der Mathildenhöhe bzw. in den Manufakturen gefertigt wurde mit denen man zusammenarbeitete oder die eigens von Großherzog Ernst Ludwig gegründet worden waren.
Das hessische Kunsthandwerk zeigte auf dieser Ausstellung, was es zu bieten hatte.
Die Resonanz des Publikums auf die Ausstellung war groß, aber nicht nur positiv. Neben begeisterter Zustimmung zu diesem neuen Konzept gab es durchaus auch heftige Kritik.
Ein wirtschaftlicher Erfolg allerdings war die Ausstellung nicht. Sie schloss mit einem erheblichen finanziellen Defizit.

Plakat zur 1. Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie 1901, Entwurf Joseph Maria Olbrich
Plakat zur 1. Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie 1901, Entwurf Joseph Maria Olbrich
Die Ausstellungen der Darmstädter Künstlerkolonie 1904, 1908 und 1914

Im Jahr 1904 fand die zweite Ausstellung der Künstlerkolonie statt. Um die Kosten möglichst gering zu halten setzte man diesmal beinahe ausschließlich auf temporäre Bauten.
Nachdem Paul Bürck, Hans Christiansen und Patriz Huber nach der ersten Ausstellung die Mathildenhöhe verlassen hatten, waren vor der zweiten Ausstellung Johann Vincenz Cissarz, Daniel Greiner und Paul Haustein als neue Mitglieder hinzugekommen.

An der dritten Ausstellung der Künstlerkolonie im Jahr 1908 nahmen ausschließlich hessische Künstler:innen und Kunsthandwerker:innen teil.
Das Highlight der Ausstellung war ohne Zweifel der von Joseph Maria Olbrich entworfene Hochzeitsturm, der bis heute die weithin sichtbare Landmarke der Mathildenhöhe ist.
Mitglieder der Künstlerkolonie waren zu diesem Zeitpunkt: Joseph Maria Olbrich, sowie Albin Müller, Jakob Julius Scharvogel, Josef Emil Schneckendorf, Ernst Riegel, Friedrich Wilhelm Kleukens und Heinrich Jobst.

Im Jahr 1914 fand die vierte Ausstellung der Künstlerkolonie statt. Mitglieder der Künstlerkolonie waren damals Heinrich Jobst, Friedrich Wilhelm Kleukens, Albin Müller sowie Emanuel Josef Margold, Edmund Körner und Bernhard Hoetger.
Das Schwerpunktthema war die Gestaltung von Mietshäusern. Albin Müller errichtete für die Ausstellung eine Gruppe, die aus acht dreigeschossigen Mietshäusern bestand von denen drei Mustereinrichtungen erhielten, die von den Künstlern der Mathildenhöhe gestaltet wurden.

Das Atelierhaus – Ernst-Ludwig-Haus

Das Ernst-Ludwig- oder auch Atelierhaus – wurde als Gebäude für Feste und Veranstaltungen der Künstlerkolonie nach Plänen von Joseph Maria Olbrich errichtet. Für den großen Versammlungsraum fertigte Paul Bürck mehrere Gemälde an. An diesen großen Saal schlossen sich die Ateliers der Koloniemitglieder an.
Außerdem gab es im Untergeschoss zwei Künstlerwohnungen und Wirtschaftsräume.
Vor dem Eingang wachen bis heute zwei sechs Meter hohe Kolossalstatuen von Ludwig Habich, die -als Mann und Frau ausgefertigt – Kraft und Schönheit symbolisieren sollen.
Das Portal ziert die Inschrift: „SEINE WELT ZEIGE DER KÜNSTLER – DIE NIEMALS WAR NOCH JEMALS SEIN WIRD“ – ein Zitat des österreichischen Schriftstellers Hermann Bahr (1863-1934).
Um das Atelierhaus herum wurden die Künstlerhäuser errichtet. Heute beherbergt dieses Gebäude das Museum Künstlerkolonie Darmstadt.

Haus Deiters

Haus Deiters wurde für Wilhelm Deiters (1871-1926), den Geschäftsführer der Künstlerkolonie, errichtet. Die romantische Villa entwarf Joseph Maria Olbrich, der auch das Erdgeschoss gestaltete. Das Gebäude ist das kleinste Haus und blieb als eines der wenigen von Kriegsschäden verschont.

Großes Glückert-Haus

Auch das Große Glückert-Haus wurde von Joseph Maria Olbrich entworfen. Errichtet wurde es für Julius Glückert (1848-1911) einen in Darmstadt ansässigen Möbelfabrikanten, der als Hoflieferant auch das russische Zarenhaus und das niederländische Königshaus belieferte.
Glückert zog nie in das Haus ein, sondern nutzte es als Schauraum für Möbel aus seiner Produktion.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus teilweise zerstört. Heute ist es Sitz der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Haus Olbrich

Dieses Haus errichtete Joseph Maria Olbrich tatsächlich für sich selbst und so plante er nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Hauses, sondern auch die Raumaufteilung und vor allem die Innenausstattung bis ins letzte Detail und schuf so ein Gesamtkunstwerk.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus stark beschädigt und nicht originalgetreu wieder aufgebaut. An das alte Erscheinungsbild des Hauses erinnert heute im Grunde nur noch das Kachelfries.

Haus Behrens

Auch dieses Haus ist ein wirkliches Gesamtkunstwerk, das der nicht studierte Architekt Peter Behrens hier entworfen hat aber nie selbst bewohnte. Von allen Häusern der ersten Ausstellung war es mit Abstand das teuerste.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus stark beschädigt. Die Fassade wurde originalgetreu wiederaufgebaut.

Hochzeitsturm

Er ist das Wahrzeichen der Mathildenhöhe: der Hochzeitsturm. Errichtet wurde er anlässlich der dritten Ausstellung der Künstlerkolonie im Jahr 1908. Geplant und gestaltet wurde auch dieser Turm von Joseph Maria Olbrich. Seinen Namen erhielt er, da er zur Erinnerung an die Hochzeit des Großherzogs Ernst Ludwig mit Eleonore von Solms-Hohensolms-Lich (1871-1937) am 2. Februar 1905 gebaut wurde.
Der Turm diente als Ausstellungsgebäude für die Entwürfe der ansässigen Künstler.

Schwanentempel

Der Schwanentempel ist ein offener Pavillon, der auf acht Doppelsäulen ruht. Er hat einen Durchmesser von 6,50 Metern. Albin Müller entwarf diesen keramischen Pavillon für die letzte Ausstellung der Künstlerkolonie im Jahr 1914. Die Kapitelle der Säulen sind von Keramikplatten gekrönt auf denen Schwäne abgebildet sind. Sie gaben dem Pavillon seinen Namen.

Kleines Glückert-Haus (Haus Rudolf Bosselt)

Gebaut im Rahmen der 1. Ausstellung der Künstlerkolonie und entworfen von Joseph Maria Olbrich wurde die Fassade mit Bildhauerarbeiten von Rudolf Bosselt verziert. Da Bosselt die Kosten für den Bau nicht tragen konnte, wurde es von Glückert übernommen. Es ist relativ originalgetreu erhalten.

Haus Christiansen

Haus Christiansen, auch Villa in Rosen genannt, wurde ebenfalls von Olbrich entworfen, beruht aber auf den Ideen von Hans Christiansen, der auch die Bemalung der Fassade übernahm.
Im 2. Weltkrieg wurde das Haus vollständig zerstört und nicht wiederaufgebaut.

Haus Habich

Das für Ludwig Habich errichtete Haus wurde ebenfalls von Olbrich geplant. Die Inneneinrichtung entwarf Patriz Huber. Es wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört und verändert wiederaufgebaut.

Haus Keller

Auch hier war Joseph Maria Olbrich der Architekt. Gebaut wurde für den Philanthropen und Privatier Georg Keller. Das heutige Erscheinungsbild stimmt nach schweren kriegsbedingten Zerstörungen nicht mehr mit dem Original überein.

Dreihäusergruppe

Diese Häusergruppe wurde 1904 nach Plänen von Joseph Maria Olbrich gebaut und sollte beispielhaft für Wohngebäude der Mittelschicht sein. Neben Olbrich waren auch Paul Haustein und Johann Vincenz Cissarz an der Ausgestaltung der Häuser beteiligt. Nach Kriegszerstörungen existieren heute nur noch zwei der Häuser, allerdings sind sie stark verändert worden.

Haus Sutter

Bei diesem Haus war es der Namensgeber Hans Sutter (1856-1926), der als Architekt, Bauherr und Innenausstatter fungierte. Anders als die anderen Gebäude ist es nicht im Jugendstil erbaut worden.

Haus Wagner-Gewin

Dieses Haus wurde vom niederländischen Architekten Johann Christoph Gewin für den Bauunternehmer Ludwig Wagner errichtet.
Es wurde im 2. Weltkrieg zerstört und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt.

Oberhessisches Ausstellungshaus

Ebenfalls von Olbrich entworfen diente es bei der dritten Ausstellung der Künstlerkolonie als Ausstellungsgebäude für oberhessische Industrie- und Handwerksprodukte.

Bad Nauheim und die Künstlerkolonie der Darmstädter Mathildenhöhe

Jugendstilfenster Kleukens Badehaus 2 Wartesaal

Zahlreiche Künstler der Mathildenhöhe fertigten auch Entwürfe für den zwischen 1905 und 1912 errichteten Kuranlagenkomplex in Bad Nauheim, speziell für den zentralen Sprudelhof.
Noch heute sind ihre Werke hier weitgehend erhalten:

Der Kuranlagenkomplex Bad Nauheim und die Darmstädter Künstler

Ludwig Habich entwarf Brunnenmaske im Schmuckhof von Badehaus 4

Dämonenmaske Brunnen Schmuckhof Badehaus 4 Ludwig Habich
Dämonenmaske Brunnen Schmuckhof Badehaus 4 Ludwig Habich

Heinrich Jobst zeichnete verantwortlich für die zentrale Sprudeleinfassung im Sprudelhof, sowie für die Reliefs in den Schmuckhöfen der Badehäuser 2 und 7

Friedrich-Wilhelm Kleukens entwarf die großen Vogelfenster im Wartesaal von Badehaus 2 und malte die heute im Foyer des Jugendstiltheaters befindlichen Elfen-Bilder, die ebenfalls für Badehaus 2 bestimmt waren. Außerdem stammten die leider nicht mehr erhaltenen Ausmalungen im Wartesaal von Badehaus 6 von ihm.

Albin Müller entwarf Ausstattungsteile des Fürstenbades von Badehaus 3.

Fürstenbad Badehaus 3
Fürstenbad Badehaus 3 um 1913, Foto aus: “Bad Nauheim – Fremdenführer”, ehem. Staatsbad Bad Nauheim

Ernst Riegel entwarf die Kuppeln des Kur- und Ausschankbrunnens in der Trinkkuranlage, sowie die schmiedeeisernen Gitter des Brunnenpavillons. Auch für den Sprudelhof entwarf Riegel die schmiedeeisernen Geländer Jakob Julius Scharvogel zeichnete verantwortlich für zahlreiche keramische Arbeiten im Sprudelhof und in der Trinkkuranlage, vor allem im Wartesaal und im Schmuckhof von Badehaus 7.

Ernst Riegel - Metallkunst
Ernst Riegels Metallkunst in der Trinkkuranlage von Bad Nauheim

Manufakturen

Die Künstler der Mathildenhöhe arbeiteten mit zahlreichen Manufakturen zusammen. Einige von ihnen waren eigens für die Künstlerkolonie gegründet worden, andere befanden sich in Hessen, wie die Steingutfabrik Waechtersbach. Wieder andere lagen weiter entfernt, etwa im Westen Deutschlands, wo vor allem Objekte aus Metall hergestellt wurden.

Großherzoglich Keramische Manufaktur

Im Jahr 1906 wurde die Großherzogliche Keramische Manufaktur durch den hessischen Großherzog Ernst Ludwig nach Plänen der Architekten Lehmann und Wolff (Halle a.d.S.) errichtet.
Hier sollten vor allem die keramischen Objekte gefertigt werden, die von Künstlern der Mathildenhöhe entworfen wurden. Für die Leitung der Manufaktur hatte Ernst Ludwig den Keramiker Jakob Julius Scharvogel nach Darmstadt berufen.
Nach dem Ausscheiden Scharvogels, dem es nicht gelang die Manufaktur wirtschaftlich zu betreiben, blieb sie bis in die 1930er Jahre mit wechselnden Besitzern erhalten, wurde dann jedoch endgültig geschlossen. Danach folgten wechselnde Nutzungen des Gebäudes als Wäscherei oder Polizeirevier, bevor es zum Wohnhaus umgestaltet wurde.

Die Zeitschrift “Pan”

Gegründet wurde die Zeitschrift PAN vom Journalisten und Schriftsteller Otto Julius Bierbaum (1865-1910) gemeinsam mit Julius Meier-Graefe. Das charakteristische Titelblatt mit Pankopf wurde vom Zeichner, Maler und Bildhauer Franz von Stuck (1863-1928) gezeichnet.
Die Zeitschrift veröffentlichte neben Grafiken auch Erzählungen, Gedichte und Berichte zum Kunstgewerbe.
Als Aufsichtsratsmitglied fungierte u.a. auch der Kunstsammler und Mäzen Harry Graf Kessler (1868-1937).
Die aufwändige Gestaltung der Zeitschrift machte es unmöglich sie wirtschaftlich zu betreiben, so dass sie nur fünf Jahre von 1895 bis 1900 erschien.
Als reine Literaturzeitschrift versuchte der Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer (1871-1926) sie 1910 wieder aufleben zu lassen, aber auch das scheiterte 1915.

Titel Zeitschrift PAN 1896 - Franz von Stuck