Made in Austria – Wiener Werkstätte

Österreich, genauer gesagt das kaiserlich königliche Reich Österreich-Ungarn, war eine der europäischen Hochburg des neuen Stils, der hier Secessions-Stil hieß. Mit der Hauptstadt Wien hatte Österreich auch eine Hauptstadt des Jugendstils in der zahllose Künstler:innen wirkten, die diesen Stil maßgeblich mitbestimmten, so z.B. Gustav Klimt, Joseph Maria Olbrich, der später nach Darmstadt ging, Josef Hoffmann und Koloman Moser.
Außerdem gab es hier auch mit der Wiener Werkstätte einen der wichtigsten Produktionsorte für kunstgewerbliche Gegenstände der Secession.

Titelblatt Ver Sacrum Januar 1898
Titelblatt Ver Sacrum Januar 1898
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Die Wiener Secession

Am 3. April 1897 gründeten in Wien zahlreiche Künstler die” Vereinigung bildender Künstler Österreichs”. Damit spalteten sie sich vom Wiener Künstlerhaus ab, es gab also eine Secession. Der Grund dafür war ihre Ablehnung der konservativen Haltung und des am Historismus orientierten Kunstbegriffs, der dort vertreten wurde.
Das Vorbild dieser Künstler zu denen Gustav Klimt gehörte, ebenso wie Koloman Moser, Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich und zahlreiche andere, war die Münchner Secession, die sich bereits 1892 gebildet hatte.
Im gleichen Jahr hob diese Künstlergruppe auch eine eigene Kunst- und Literaturzeitschrift aus der Taufe mit dem bezeichnenden Titel Ver Sacrum, was so viel bedeutet wie „Heiliger Frühling“.
Und noch etwas geschah in diesem ersten Jahr: Die Vereinigung erhielt von der Stadt Wien ein Grundstück für die Errichtung eines eigenen Ausstellungsgebäudes. Bereits 1898 wurde es nach Plänen von Joseph Maria Olbrich erbaut. Über dem Eingang prangt der Spruch „DER ZEIT IHRE KUNST – DER KUNST IHRE FREIHEIT“ und neben dem Eingang steht „VER SACRUM“.
Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Ausstellungen in diesem Gebäude gezeigt. Die Bandbreite reichte von französischen Impressionisten bis hin zu einer Beethoven-Ausstellung, für die Gustav Klimt das berühmte Beethoven-Fries gefertigt hat.
Im Jahr 1903 wurde aus der Secession heraus auf Betreiben von Josef Hoffmann und Koloman Moser dann die Wiener Werkstätte gegründet.
Gustav Klimt, Koloman Moser und weitere Künstler traten 1905 nach diversen Meinungsverschiedenheiten wieder aus der Secession aus, die im Zuge der Annektierung Österreichs durch die Nationalsozialisten 1939 aufgelöst wurde.

Die Zeitschrift Ver sacrum

Die Zeitschrift “Ver sacrum”

„Ver Sacrum“ prangte nicht nur als Inschrift neben dem Eingang des Wiener Secessionsgebäudes, es war auch der Titel, den man der Zeitschrift gab, die von der Vereinigung herausgegeben wurde. Mit diesem Titel verlieh man der Hoffnung auf eine neue Blüte der Kunst Ausdruck.
Erschienen ist Ver sacrum von 1898 bis 1903 zunächst monatlich, dann zweimal monatlich. Die Themen der Kunst- und Literaturzeitschrift waren vielfältig und die Zahl der beteiligten Künstler:innen groß.

Stoclet Fries - Gustav Klimt (linke Seite)
Linke Seite des von Gustav Klimt geschaffenen Stoclet-Fries Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Die Wiener Werkstätte

Als Produktionsgemeinschaft bildender Künstler wurde die Wiener Werkstätte im Jahr 1903 von Mitgliedern der Wiener Secession gegründet. Die Gründungsmitglieder waren Josef Hoffmann, Koloman Moser und der Industrielle und Kunstmäzen Fritz Waerndorfer (1868-1939). 1905 kam Carl Otto Czeschka zur Gruppe hinzu, die sich am Vorbild des Arts and Crafts Movement in Großbritannien orientierte.
Hier, wie auch in der Secessionsbewegung, ging es um die Erneuerung des Kunstbegriffs und die Einbindung der Kunst ins Kunstgewerbe. Daher arbeitete man auch eng mit der Wiener Kunstgewerbeschule zusammen. Produziert wurden vor allem Alltagsgegenstände, Schmuck und Möbel.
Die Produkte waren weltweit erfolgreich und wurden in eigenen Verkaufsstellen in Wien, Karlsbad, Marienbad, Berlin, Breslau, New York, Berlin und Zürich vertrieben. Die Einrichtung ganzer Häuser, wie des Sanatoriums Punkersdorf und der Palais Stoclet trug ebenfalls zum Erfolg der Werkstätte bei.
Die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre brachte jedoch massive wirtschaftliche Einbrüche mit sich, so dass die Wiener Werkstätte 1932 endgültig schließen musste.

Palais Stoclet

Zwischen 1905 und 1911 errichtete der Architekt Josef Hoffmann in Brüssel das Palais Stoclet.
In Auftrag gegeben hat das Palais der belgische Ingenieur und Unternehmer Adolphe Stoclet (1871-1949). Stoclet wollte ein Gesamtkunstwerk im Stil der Wiener Secession. Hoffmann schuf die Pläne und Künstler:innen wie Carl Otto Czeschka, Ludwig Heinrich Jungnickel, Emilie Schleiss-Simandl, Richard Luksch, Elena Luksch-Makowsky, Franz Metzner und vor allem Gustav Klimt sorgten für die Einrichtung und Ausgestaltung des Palais.
Berühmt wurde vor allem das von Gustav Klimt geschaffene Stoclet-Fries, das sich im Speisesaal des Palais befindet.
Heute gehört das Palais Stoclet zum UNESCO-Welterbe und befindet sich weiterhin in Privatbesitz und ist nicht öffentlich zugänglich.

Wiener Künstler:innen

Otto Wagner

Otto Wagner um 1910
Otto Wagner um 1910
Otto Wagner

Otto Koloman Wagner wurde 1841 in der Nähe von Wien geboren. Er studierte zunächst an der Königlichen Bauakademie in Berlin und an der Akademie der bildenden Künste Wien und machte eine Maurerlehre bevor er in ein Architekturbüro eintrat. Hier begann er 1864 mit ersten eigenen Bauten im Stil des Historismus. Es waren vor allem Villen, Wohn- und Geschäftshäuser, die Wagner in den ersten Jahren ausführte.
Auch mit seinem eigenen Architekturbüro feierte er zunehmend Erfolge und erhielt auch öffentliche Aufträge, so war er in den 1890er Jahren am Bau der Wiener Stadtbahn beteiligt. Große Beachtung fand das zwischen 1903 und 1912 errichtete k. und k. Postsparkassenamt. Es gilt als eines der Hauptwerke Wagners und ist noch heute vor allem auch durch seine Möbel und seine Innenraumgestaltung berühmt.
Otto Wagner starb am 11. April 1918 in Wien.

Otto Wagner Postsparkassenstuhl, hergestellt von Kohn
Otto Wagner Postsparkassenstuhl, hergestellt von Kohn Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Gustav Klimt

Gustav Klimt (Fotografie von Anton Josef Trčka, 1913)
Gustav Klimt (Fotografie von Anton Josef Trčka, 1913)
Gustav Klimt

Der 1862 in der Nähe von Wien geborene Gustav Klimt gehört bis heute zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern und seine Werke gelten als Meisterwerke nicht nur des Wiener Jugendstils.
In den Jahren 1876 bis 1883 studierte Klimt an der Wiener Kunstgewerbeschule des k. und k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Gemeinsam mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch gründete er eine Künstler-Compagnie, die u.a. Fresken und Bemalungen für verschiedene Theater, darunter das Burgtheater, Museen, Schlösser und Villen schuf.
Nach dem Tod seines Bruders und einer sechsjährigen Mitgliedschaft im Künstlerhaus trat Klimt aus dieser Genossenschaft aus und gründete gemeinsam mit Koloman Moser, Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich u.a. die Wiener Secession, deren erster Präsident er von 1897 bis 1899 wurde.
Seine Werke wurden international gefeiert, so erhielt er bspw. auf der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille. Aber es gab auch ausgesprochene Gegner Klimts, wie etwa Karl Kraus.
Eines seiner berühmtesten Werke ist wohl der 1907 bis 1908 entstandene „Kuss“. Ähnlich bekannt sind auch das für das Secessionsgebäude geschaffene Beethoven-Fries und das Stoclet-Fries.
Gustav Klimt starb am 6. Februar 1918 in Wien.

Josef Hoffmann

Josef Hoffmann (1902)
Josef Hoffmann (1902)
Josef Hoffmann

Der Architekt und Designer Josef Hoffmann wurde 1870 in Pirnitz (heute Brtnice) in Mähren geboren und besuchte die Kunstgewerbeschule in Brünn (tschechisch Brno). Von dort ging er zum Militärbauamt nach Würzburg und setzte dann sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien u.a. bei Otto Wagner fort. In dessen Büro lernte er auch Joseph Maria Olbrich kennen, der genau wie er 1897 zu den Gründungsmitgliedern der Wiener Secession gehören sollte.
Es war wohl sein Italienaufenthalt zum Ende des Studiums, der Hoffmann zu seinen kubischen und reduzierten Formen anregte, die schon seine Anfangsjahre prägten und die im Laufe der Jahrzehnte immer reduzierter und nüchterner wurden.
1903 gründete Hoffmann gemeinsam mit Koloman Moser und Fritz Waerndorfer die Wiener Werkstätte. Auch an weiteren Künstlerbünden war Hoffmann beteiligt, so gehörte er 1907 zu den Mitgründern des Deutschen Werkbundes und 1912 zu denen des Österreichischen Werkbundes.
Zwischen 1899 und 1936 lehrte er an der Wiener Kunstgewerbeschule in der Fachklasse für Architektur. Außerdem war er dort ab 1923 Leiter der Werkstatt für Emailarbeiten und Gürtlerei.
Hoffmanns wichtigste architektonische Werke sind das Sanatorium Punkersdorf und das Palais Stoclet in Brüssel.
Obwohl man zur Zeit des Nationalsozialismus Hoffmanns Werk oftmals als “degeneriert” bezeichnete, erhielt er dennoch, wohl wegen seiner Bekanntheit, weiterhin Aufträge. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Hoffmann künstlerisch aktiv und gründete 1950 gemeinsam mit Albert Paris Gütersloh die Föderation moderner bildender Künstler Österreichs.
Josef Hoffmann starb am 7. Mai 1956 in Wien.

Satztische Josef Hoffmann
Satztische Josef Hoffmann
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Koloman Moser

Koloman Moser, um 1894
Koloman Moser, um 1894
Koloman Moser

Im Jahr 1868 wurde der Maler, Grafiker und Kunsthandwerker Koloman Moser in Wien geboren. Zunächst hatte er Zeichenunterricht an der Gewerbeschule bevor er dann ab 1886 die Akademie der bildenden Künste in Wien besuchte. Bereits seit 1888 arbeitete Moser, um sich sein Studium zu verdienen, als Illustrator für verschiedene Kunstzeitschriften. Später wurde er dann auch Zeichenlehrer der Kinder Erzherzog Karls Ludwigs von Österreich (1833-1896). Sein Nachfolger in dieser Position wurde sein Freund Carl Otto Czeschka.
Bereits 1892 wurde Kolo Moser Mitglied des Siebener-Clubs, aus dem 1897 die Wiener Secession entstand.
Seine Studien setzte er ab 1893 an der Kunstgewerbeschule fort an der er ab 1899 auch selbst unterrichtete. Aus dieser Zeit stammen auch seine Beiträge für Martin Gerlachs Mappenwerk „Allegorien“.
Auch an der Secessionszeitschrift „Ver Sacrum“ arbeitete Moser maßgeblich mit und nahm großen Einfluss auf deren Gestaltung. Bis 1903 wurden in der Zeitschrift ca. 140 seiner Illustrationen veröffentlicht.
Ende der 1890er Jahre entstanden vor allem auch Textilentwürfe und durch die Bekanntschaft mit dem Ehepaar Mackintosh erhielt Moser Einblick in die britische Arts & Crafts-Bewegung, die ihn fortan stark beeinflusste.
Koloman Moser starb am 18. Oktober 1918 in Wien.

Schließe mit Frauengesicht von Koloman Moser
Schließe mit Frauengesicht von Koloman Moser
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Carl Otto Czeschka

Koloman Moser: Porträt von Carl Otto Czeschka während des Zeichnens, 1909
Koloman Moser: Porträt von Carl Otto Czeschka während des Zeichnens, 1909
Carl Otto Czeschka

Einer der wichtigsten Gestalter der Wiener Werkstätte war der 1878 in Wien geborene Carl Otto Czeschka, der zunächst eine Tischlerlehre bei seinem Vater absolviert hatte, bevor er die Nachfolge von Koloman als Zeichenlehrer antrat und an der Akademie der bildenden Künste studierte. Zwischen 1894 und 1899 war er dann als Lehrer an der Kunstgewerbeschule tätig. Hier unterrichtete er u.a. auch Franz Karl Delavilla und Oskar Kokoschka.
Seit 1905 arbeitete Czeschka eng mit Koloman Moser und Josef Hoffman an der Wiener Werkstätte zusammen. So gestaltete er mehrere Fenster für das Palais Stoclet. Diese Zusammenarbeit bestand auch weiter, als Czeschka 1907 als Lehrer an die Kunstgewerbeschule Hamburg wechselte.
Vielgestaltig ist das Werk Czeschkas, der mit unglaublich vielen Materialien wie Glas, Metall, Keramik und Textilien arbeitete. Das wohl bekannteste Werk ist die Illustration des Gerlach-Werks „Nibelungen“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf er vor allem Ladeneinrichtungen und entwarf die Kopfzeile der Wochenzeitung Die Zeit.
Karl Otto Czeschka starb am 30. Juli 1960 in Hamburg.

Carl Otto Czeschka
Carl Otto Czeschka
Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Dagobert Peche

Dagobert Peche um 1920
Dagobert Peche um 1920
Dagobert Peche

Der österreichische Künstler Dagobert Peche wurde am 3. April 1887 geboren. Er studierte von 1906 bis 1910 an der Technischen Hochschule Wien und von 1908 bis 1911 an der dortigen Akademie der Bildenden Künste.
Wie viele andere wurde auch Peche stark durch die britischen Kunstbewegungen beeinflusst. Vor allem eine Studienreise nach England auf der er das Werk des Graphikers Aubrey Beardsley (1872-1898) kennenlernte, prägte seine späteren Arbeiten stark.
Peche wurde mit zahlreichen Preisen geehrt und der Darmstädter Verleger Alexander Koch veröffentlichte zahlreiche seiner Arbeiten in der Zeitschrift Kunst und Dekoration. Die phantasievollen Ornamente fanden bald nicht nur in der Textilindustrie großen Anklang, sondern wurden auch für Tapeten, Goldschmiedearbeiten, Elfenbeinschnitzereien, Rahmen aller Art, Keramik und in der Papierindustrie genutzt. Selbst Möbel fertigte Peche an.
1915 holte Josef Hoffmann ihn an die Wiener Werkstätte, wo er seine Talente voll ausschöpfen konnte und 1916 die Leitung der Filiale in Zürich übernahm. 1920 kehrte Dagobert Peche nach Wien zurück, nahm an zahlreichen Kunstausstellungen teil und arbeitete weiter für die Wiener Werkstätte.
Am 16. April 1923 verstarb Dagobert Peche im niederösterreichischen Mödling.

Dagobert Peche - Dose schwarz-weiß
Dagobert Peche – Dose schwarz-weiß Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Otto Prutscher

Otto Prutscher

Auch Otto Prutscher wurde in Wien geboren (1880) und auch er machte eine Tischlerlehre bei seinem Vater. Nach dem Besuch der Fachhochschule für Holzindustrie in den Jahren 1895 bis 1897 unternahm er eine Studienreise nach Paris und London und studierte anschließend bis 1901 an der Kunstgewerbeschule u.a. bei Josef Hoffmann.
Im Jahr 1902 trat Prutscher eine Stelle als Lehrer an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt an und wechselte 1909 als Professor an die Wiener Kunstgewerbeschule, wo er bis zu seiner Zwangspensionierung 1938/9 beschäftigt blieb. Nach dem Krieg nahm Prutscher bis 1946 seine dortige Tätigkeit wieder auf.
Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitete er auch für die Wiener Werkstätte und die Zeitschrift Interieur.
Otto Prutscher starb am 15. Februar 1949 in Wien.

Otto Prutscher Tafelaufsatz
Otto Prutscher Tafelaufsatz Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Emil Orlik

Emil Orlik

Emil Orlik wurde 1870 in Prag geboren. Nach seinem Abitur studierte er an einer privaten Malschule in München bevor er die dortige Akademie der Bildenden Künste besuchte.
Nach seinem Studium kehrte er 1894 nach Prag zurück und gründete dort 1897 ein eigenes Atelier. 1899 wurde Emil Orlik Mitglied der Wiener Secession, der er bis 1905 angehörte, als er Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes wurde und einen Ruf an die Staatliche Lehranstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums erhielt. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Veröffentlichungen in der Zeitschrift Ver Sacrum.
Stark beeinflusst hat Orlik seine Ostasienreise, die er zwischen 1900 und 1901 unternahm.
In Berlin trat er 1906 der dortigen Secession bei. 1922 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste.
Bekannt wurden von Orlik vor allem seine Zeichnungen und Grafiken, darunter ein Plakat für Gerhart Hauptmanns Drama Die Weber. Auch als Porträtzeichner machte er sich einen Namen. Für den Schokoladenproduzenten Stollwerk entwarf er zahlreiche Sammelbilder und war auch als Pressezeichner tätig.
Seine Arbeiten veröffentliche er u.a. in den Zeitschriften PAN und Jugend.
Emil Orlik starb am 28. September 1932 in Berlin.

Emil Orlik Motonobu Japonismus
Emil Orlik Motonobu Japonismus

Bertold Löffler

Bertold Löffler
Bertold Löffler
Bertold Löffler

Am 28. September 1874 wurde Bertold (Berthold) Löffler in Nordböhmen geboren. Er besuchte zunächst Abendkurse an einer Zeichenschule bevor er ab 1890 an die Wiener Kunstgewerbeschule wechselte und dort u.a. bei Koloman Moser studierte.
Selbständig tätig war Löffler ab 1900. Schon ein Jahr zuvor hatte er begonnen u.a. mit dem Verleger Robert Friedländer das Satiremagazin „Quer Sacrum“ herauszugeben, das den vielsagenden Untertitel „Organ der Vereinigung bildender Künstler Irrlands“ trug und eine Parodie auf die Zeitschrift „Ver Sacrum“ der Wiener Secession darstellte.
Im Jahr 1905 gründete Löffler zusammen mit Michael Powolny die Wiener Keramik. und übernahm 1907 die Fachklasse für Malerei und die Werkstätte für Druckverfahren an der Wiener Kunstgewerbeschule.
Im darauffolgenden Jahr wurde Löffler Mitglied des Österreichischen Werkbundes und Mitgründer der Kunstschau. 1909 trat er die Nachfolge von Carl Otto Czeschka als Professor in Hamburg an. Während des Ersten Weltkriegs war er als Soldat und Kriegsmaler u.a. am Heeresmuseum beschäftigt.
Im Laufe seiner Karriere zeichnete Bertold Löffler vor allem Lithographien für Kinderbücher, entwarf Postkarten, Plakate und Kalender für die Wiener Werkstätte und fertigte keramische Arbeiten u.a. für das Palais Stoclet und das Cabaret Fledermaus an. Außerdem schuf er zahlreiche Exlibris bspw. für Sigmund Freud.
Bereits 1932 trat Löffler der NSDAP bei. Er starb am 23. März 1960 in Wien.

Brosche Löffler
Brosche Löffler Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Michael Powolny

Michael Powolny Aufnahme von Ludwig Schwab (1930er Jahre)
Michael Powolny Aufnahme von Ludwig Schwab (1930er Jahre)
Michael Powolny

Der Keramiker und Bildhauer Michael Powolny wurde 1871 im österreichischen Judenburg geboren. 1891 bis 1894 besuchte er die Fachschule für Tonindustrie im südmährischen Znaim bevor er von 1894 bis 1901 an der Wiener Kunstgewerbeschule studierte.
Gemeinsam mit Bertold Löffler gründete er 1906 die Wiener Keramik, deren Vertrieb ab 1907 über die Wiener Werkstätte lief. 1913 fusionierte die Wiener Keramik mit der Gmundner Keramik.
In den Jahren 1909 bis 1936 war Powolny als Lehrer an der Kunstgewerbeschule tätig. Auch er gehört mit zu den Ausstattern zahlreicher großer Hoffmann-Projekte wie etwa dem Cabaret Fledermaus und dem Palais Stoclet.
1952 entwarf er die österreichische Ein-Schilling-Münze. Schon früh begann Powolny sich dem Art Déco-Stil zuzuwenden.
Er starb am 4. Januar 1954 in Wien.

Schneckenreiter Michael Powolny
Schneckenreiter Michael Powolny
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Franz Karl Delavilla

on F.K. Delavilla handsignierte Portraitzeichnung, angefertigt von Erich Dittmann, einem seiner Schüler an der Städelschule in Frankfurt am Main
Von F.K. Delavilla handsignierte Portraitzeichnung, angefertigt von Erich Dittmann, einem seiner Schüler an der Städelschule in Frankfurt am Main
Franz Karl Delavilla

Der Grafiker, Illustrator, Designer und Kunstprofessor Franz Karl Delavilla wurde 1884 in Wien geboren. Nach einer Ausbildung am Technologischen Gewerbemuseum Wien ging er von 1901 bis 1903 als Schüler an die Fachschule für Textil-Industrie Wien. Bis 1908 war er dann Staatsstipendiat an der Kunstgewerbeschule des k. und k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, wo er bei Carl Otto Czeschka und Bertold Löffler studierte. Bereits seit 1907 arbeitete Delavilla auch als selbständiger Künstler u.a. für die Wiener Werkstätte. Hier stellte er Entwürfe für Schmuck, Bühnenbilder, Plakate, Karten, Illustrationen für Bücher und Schmuck her.
Einen Lehrauftrag an der Kunstgewerbeschule Magdeburg erhielt Delavilla im Jahr 1908 und ging ein Jahr später an die Kunstgewerbeschule Hamburg, wo er bis 1913 blieb. Danach wechselte er an die Kunstgewerbeschule des Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins der Polytechnischen Gesellschaft in Frankfurt a.M., wo er bis 1920 blieb und 1922 an die Städelschule Frankfurt wechselte. 1923 wurde er hier zum Professor ernannt.
Im Laufe seiner Karriere gewann Franz Karl Delavilla zahlreiche Preise. Er war Mitglied der Dresdner Sezession und übernahm mit einer seiner Klassen die Gestaltung des Olympischen Dorfs in Berlin im Jahr 1936. Die Teilnahme an einer von Baldur von Schirach 1943 in Wien veranstalteten Ausstellung führte dazu, dass er aufgrund von aufkommender Kritik seitens des NS-Regimes 1944 in den Ruhestand versetzt wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg erhielt er seine Professur zurück und ging 1950 endgültig in den Ruhestand.
Franz Karl Delavilla verstarb am 2. August 1967 in Frankfurt a.M.

Franz Karl Delavilla WW Plakette Cabaret Fledermaus
Franz Karl Delavilla Plakette Cabaret Fledermaus
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Alfred Roller

Alfred Roller: Selbstporträt 1921
Alfred Roller: Selbstporträt 1921
Alfred Roller

Der Bühnenbildner, Maler und Grafiker Alfred Roller wurde 1864 in Brünn (heute Brno) geboren. Bereits sein Vater war Maler und Zeichner. Von 1884 bis 1893 studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste. 1897 gehörte er zu den Mitbegründern der Wiener Secession, deren Präsident er 1902 wurde.
In den Jahren 1900 bis 1903 arbeitete Alfred Roller als Lehrer an der Kunstgewerbeschule Wien. Von dort ging er für sechs Jahre als Vorstand des Ausstattungswesens an die Wiener Staatsoper und kehrte danach an die Kunstgewerbeschule zurück, wo er Direktor wurde. Diesen Posten bekleidete Roller bis ins Jahr 1934.
Auch nach seiner Rückkehr an die Kunstgewerbeschule betätigte er sich weiterhin als Bühnenbildner, so bspw. im Burgtheater. Zusammen mit Richard Strauss und Max Reinhardt gründete Roller 1920 die Salzburger Festspiele.
Alfred Rollers größter Bewunderer war Adolf Hitler, der 1908 auch bei ihm studieren wollte, wozu es allerdings nicht kam. 1934 schuf Roller dann auf Wunsch Hitlers die Bühnenbilder für die Parsifal-Aufführung in Bayreuth.
Alfred Roller starb am 21. Juni 1935 in Wien.

Titelblatt Ver Sacrum Januar 1898
Titelblatt Ver Sacrum Januar 1898
Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Gustav Siegel

Gustav Siegel

Der Innenarchitekt und Möbeldesigner Gustav Siegel wurde 1880 in Wien geboren. Er machte zunächst eine Tischlerlehre und studierte zwischen 1897 und 1901 an der Kunstgewerbeschule Wien, wo er auch Schüler von Josef Hoffmann war. Auf dessen Empfehlung ging Siegel zur Möbelfabrik Jacob & Josef Kohn, die ihn als Chefdesigner anstellten.
Siegel, der erstmals Bugholzmöbel mit quadratischem Querschnitt entwarf, führte die Firma Kohn zum Erfolg und läutete eine neue Ära der Bugholzmöbel ein, die anschließend von Otto Wagner für seine Postsparkassenmöbel zum Vorbild wurden.
Das Ende der Bugholzmöbel-Ära bedeutete auch für Gustav Siegel das Ende seines Ruhms, er geriet, genau wie seine Möbel in Vergessenheit und starb am 24. Januar 1970 in Wien.

Gustav Siegel Sessel, gefertigt von Kohn
Gustav Siegel Sessel, gefertigt von Kohn