Blickpunkte: Berlin – Dresden – Weimar

Die drei Städte Berlin, Dresden und Weimar bildeten ein für die Entwicklung des Jugendstils wichtiges Dreieck in dem zahlreiche bekannte Künstler:innen zumindest zeitweise beheimatet waren, allen voran Henry van de Velde.
In Berlin herrschte, allein dadurch, dass es die Hauptstadt des preußisch dominierten Deutschen Kaiserreichs war, der Wilhelminische bzw. historistische Stil vor. Das war der auf vergangene Kunstepochen bezogene Lieblingsstil des Kaisers. Doch es gab auch zunehmend Künstler:innen, die den modernen Stil vertraten und sich in Berlin niederließen. Außerdem war Berlin der Verlagsort der Zeitschrift Pan, einer der wichtigsten Kunstpublikationen der Jugendstilepoche.
Das eigentlich barocke Elbflorenz Dresden wurde zur Heimat der Deutschen Werkstätten und mit Villeroy & Boch war hier eine für den Jugendstil ebenfalls wichtige Firma ansässig.
Last but not least wurde die Goethe-Stadt Weimar mit ihrem großen kulturellen Erbe zu einer der wichtigsten Quellen des neuen Jugendstils. Spätestens als sich Henry van de Velde hier ansiedelte und in Weimar die Großherzoglich-Sächsische Kunstgewerbeschule gründete florierte hier der neue Stil.

Künstler:innen – Manufakturen und Mäzene

Henry van de Velde

Henry van de Velde
Henry van de Velde, 1904 Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Henry van de Velde

Der 1863 in Antwerpen geborene Henry van de Velde zählt zu den bedeutendsten und bekanntesten Künstlern der Jugendstilzeit. Von 1880 bis 1882 studierte er an der Kunstakademie in seiner Geburtsstadt und ging von dort für weitere Studien nach Paris. In der französischen Hauptstadt schloss er sich einer impressionistischen Malergruppe an.
1885 kehrte van de Velde nach Belgien zurück und wurde Mitglied einer kleinen Künstlerkolonie. In dieser Zeit begann er auch sich mit den Werken von Friedrich Nietzsche und Émile Zola zu beschäftigen.
Als van de Velde 1887 nach Antwerpen zurückkehrte gründete er gemeinsam mit anderen Künstlern die Association pour l’art indépendant. Ein Jahr später schloss er sich der Künstlervereinigung Les Vingt an, zu der auch Auguste Rodin (1840-1917) gehörte.
Eine beginnende psychische Erkrankung, die heute als Burn-out oder auch Depression bezeichnet würde und damals Neurasthenie (Nervenschwäche) genannt wurde, veranlasste Henry van de Velde zunächst zu seinem Bruder und dann zu einer seiner Schwestern zu ziehen. Er wurde zunehmend unzufrieden mit seiner Arbeit und verlegte sich von der Malerei auf die Kunststickerei. Aber auch hierin fand er keine Erfüllung, so dass er sich 1893 der Architektur und der angewandten Kunst zuwendete und bei seiner Tante Applikationstechniken für Tapisserien erlernte.
Das Blatt wendete sich für van de Velde, als er 1895 Julius Meier-Graefe kennenlernte, der gerade die Zeitschrift Pan gegründet hatte für die van de Velde nun zu schreiben begann. Im gleichen Jahr gelang es ihm auch einen Auftrag für die Gestaltung von Innenräumen im Hôtel de l’Art Nouveau von Siegfried Bing zu erhalten.
Diese Innenräume wurden dann 1897 auch in Dresden auf der Internationalen Kunstausstellung gezeigt, was van de Velde zum Durchbruch in Deutschland verhalf.
Der deutsche Unternehmer und Mitgründer der Zeitschrift Pan Eberhard von Bodenhausen bot Henry van de Velde daraufhin die Möglichkeit ein großes Haus im Brüsseler Vorort Ixelles zu erwerben und eigene Werkstätten für Möbel, Lampen und Schmuck einzurichten.
Schon bald waren die Werkstätten voll ausgelastet und van de Velde fertigte nicht mehr nur eigene Entwürfe, sondern auch die befreundeter Künstler. Immer mehr kunstaffine Menschen wurden zu Auftraggebern der Société van de Velde, darunter auch Harry Graf Kessler.
Einen weiteren wichtigen Schritt machte van de Velde im Jahr 1900 als Karl Ernst Osthaus, der Gründer des Folkwang-Museums, ihn bat die Innenausstattung seines neuen Museums zu gestalten.
Im Jahr 1902 wurde Henry van de Velde auf Vermittlung von Harry Graf Kessler nach Weimar berufen. Hier erhielt er auch den Auftrag des Großherzogs Wilhelm Ernst sich um das Kunsthandwerk in Thüringen zu kümmern. Eine ganz ähnliche Idee, wie sie auch Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein mit der Gründung seiner Künstlerkolonie in Darmstadt seit 1899 verfolgte. Zu diesem Zweck gründete van de Velde das Kunstgewerbliche Seminar.
Für sich und seine wachsende Familie ließ er das Haus Hohe Pappeln bauen und nach eigenen Entwürfen ausstatten.
1908 setzte sich van de Velde dann für die Gründung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule in Weimar ein, deren Direktor er bis zur Schließung 1915 blieb. Nach 1919 wurde diese Schule zum Ursprung der Bauhaus-Schule.
In den Weimarer Jahren war van de Velde ausgesprochen kreativ und vielseitig unterwegs. Er entwarf Häuser ebenso wie Reformkleidung und leitete die von Harry Graf Kessler gegründete Cranach-Presse.
Der Erste Weltkrieg machte all dies zunichte und 1917 musste van de Velde Weimar als “feindlicher Ausländer” verlassen. Er ging daraufhin in die Schweiz.
In den Jahren 1920 bis 1926 entwarf er ein Privatmuseum in den Niederlanden für das Ehepaar Kröller-Müller, das aber erst 1938 fertig wurde.
In der Zwischenzeit hatte Henry van de Velde 1925 eine Professur für Architektur an der Universität in Gent erhalten und wurde kurz darauf auch zum Direktor des neu gegründeten Institut Supérieur des Arts Décoratifs in Brüssel ernannt. Trotzdem war das Leben für ihn in Belgien schwierig geworden, denn er galt als Freund Deutschlands.
1936 wurde van de Velde emeritiert und blieb während des Zweiten Weltkriegs in Belgien. Wieder wurde er wegen seiner Beziehungen zu Deutschland angefeindet und sogar der Kollaboration angeklagt. Daraufhin zog er 1947 erneut in die Schweiz.
Henry van de Velde verstarb im Alter von 94 Jahren in Zürich. Sein Nachlass blieb zum größten Teil in Brüssel.

Henry van de Velde über den neuen Stil

Buchkunst – Henry van de Veldes “Also sprach Zarathustra”

“Also sprach Zarathustra”

Der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844-1900) war in der Zeit des Jugendstils ausgesprochen beliebt und vor allem sein Werk „Also sprach Zarathustra“ wurde von vielen gelesen und verehrt.
In dem vierteiligen Werk geht es um den Religionsgründer Zarathustra, der nach langer Zeit als Einsiedler versucht seine erlangten Weisheiten unter die Menschheit zu bringen. Seine Predigten handeln dabei von einem Übermenschen. Zarathustra scheitert und beginnt mit der Suche nach verwandten Geistern.
Auch Henry van de Velde war von diesem Buch begeistert. 1908 erschien im Insel Verlag eine von ihm gestaltete Ausgabe von „Also sprach Zarathustra“, die als einer der Meilensteine der Buchkunst des Jugendstils gilt.
Im gleichen Verlag erschien 1908 auch eine van de Velde-Ausgabe von Nietzsches „Ecce homo“ und 1914 Nietzsches Dionysos Dithyramben.

Otto Eckmann

Otto Eckmann, Gemälde von Lovis Corinth, gemeinfrei
Otto Eckmann, Gemälde von Lovis Corinth, gemeinfrei
Otto Eckmann

Der Maler, Grafiker und Typograph Otto Eckmann wurde 1865 in Hamburg geboren. Bevor er an die Kunstgewerbeschule Nürnberg ging, absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Von Nürnberg wechselte er 1883 an die Akademie der bildenden Künste München.
Bis 1894 arbeitete Eckmann im präraffaelitischen Stil als selbständiger Maler und begann dann sich dem Jugendstil zuzuwenden. Mit dieser Stiländerung änderte er auch gleichzeitig sein Metier und begann sich zunehmend mit Grafikdesign und Textilstickereien zu beschäftigen.
Mit der Zeit wurde er zu einem der wichtigsten Vertreter des floralen Jugendstils. Seine Grafiken und Ornamente wurden in Zeitschriften wie Pan und Jugend veröffentlicht. Er schuf auch das Signet des Fischer Verlags. Ebenso entwarf Eckmann eine neue Schrift, die bis heute seinen Namen trägt und als eine der wichtigsten Jugendstilschriftarten gilt.
Für die Schokoladenfirma Stollwerke entwarf Otto Eckmann Sammelbilder. Er starb 1902 in Badenweiler.

Titelblatt "Jugend" von Otto Eckmann
Titelblatt “Jugend” von Otto Eckmann
Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Rudolf Marcuse

Rudolf Marcuse, ca. 1909
Rudolf Marcuse, ca. 1909
Rudolf Marcuse

1878 wurde der Bildhauer Rudolf Marcuse in Berlin geboren. Er studierte an der Akademie der Künste in Berlin. Bereits früh gewann er zahlreiche Preise und erhielt auch Stipendien für weitere Studien.
Bekannt wurde Marcuse für seine Bronzestatuetten, die er im Stil des Jugendstils und des Art déco anfertigte. Außerdem entwarf er Porzellanfiguren u.a. auch für die Königliche Porzellanmanufaktur Berlin.
Als jüdischer Künstler verfemt verließ er 1936 Deutschland und siedelte sich in England an, wo er 1940 starb.

Rudolf Marcuse Überbrettl Figur
Rudolf Marcuse Überbrettl Figur
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Ferdinand Preiss

Ferdinand Preiss, 1905
Ferdinand Preis, 1905
Ferdinand Preiss

1882 wurde Ferdinand Preiss in Erbach im Odenwald geboren. Seine Mutter entstammte einer Familie von Elfenbeinschnitzern. Von dieser Familie wurde Ferdinand aufgenommen, als seine Mutter früh verstarb. So war klar, dass auch er dieses Handwerk erlernte. Etwa 1901 verließ er die Werkstatt der Familie, ging ans Kunstgewerbemuseum Berlin und unternahm Reisen nach Frankreich und Italien.
In der Folge war er als Formgestalter und Modellierer bei mehreren Porzellanherstellern tätig.
1906 bzw. 1907 gründete er gemeinsam mit Arthur Kassler die Firma Preiss & Kassler, Geschäft für Elfenbeinkunst mit Werkstatt in Berlin.
1910 begann man dort chryselephantine Produkte herzustellen. Das sind Objekte, die aus Metall und Elfenbein bestehen.
Schnell wurden die hier gefertigten Figuren bekannt und vor allem nach England und in die USA exportiert.
1931 starb Ferdinand Preiss. Die Firma bestand noch bis 1943 weiter.

Ferdinand Preiss Statuette Frühling Elfenbein mit Marmor
Ferdinand Preiss Statuette Frühling Elfenbein mit Marmor
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Ernst Seger

Ernst Seger

Der Bildhauer und Medailleur Ernst Seger wurde 1868 in der Provinz Schlesien geboren. Im Jahr 1884 ging er an die Königliche Kunst- und Gewerbeschule Breslau. Nach seinem Studium arbeitete er in verschiedenen Ateliers, unter anderem auch 1893/4 bei Auguste Rodin.
Nachdem Seger zunächst vor allem Denkmäler auch des Kaisers geschaffen hatte, verlegte er sich um 1900 auf weibliche Akte im Jugendstil. Mit dieser Kunstform wurde er ausgesprochen populär.
Populär blieb er auch in der zeit des Nationalsozialismus. So schuf er für die Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe eine Hitler-Büste.
Ernst Seger starb 1939 in Berlin.

Ernst Seger kniender Akt und Frauenkopf
Ernst Seger kniender Akt und Frauenkopf
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Emil Cauer der Jüngere

Emil Cauer d. J.

Emil Cauer der Jüngere wurde 1867 in Kreuznach geboren. Als Sohn des Bildhauers Karl Cauer und Enkel des gleichnamigen Bildhauers war sein Lebensweg vorgezeichnet.
Er erlernte die Bildhauerei sowohl bei seinem Vater als auch bei seinem Onkel Robert in Rom. Dann ging er nach Berlin u.a. an die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums und gründete 1898 sein eigenes Atelier.
Im Laufe seiner Karriere schuf Emil Cauer sowohl Kleinplastiken als auch Denkmäler.
Eine seiner bekanntesten Figuren ist die Wasserschöpferin deren Original heute in der Berliner Nationalgalerie steht.
Emil Cauer d. j. starb 1946 im hessischen Gersfeld.

Emil Cauer "Die Wasserschöpferin"
Die #Wasserschöpferin” von Emil Cauer im Jugendstilforum Bad Nauheim
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Albert Reimann

Albert Reimann

1874 wurde Albert Reimann im heute zu Polen gehörenden Gnesen geboren. Von dort zog er mit seinen Eltern nach Berlin und entdeckte seine Leidenschaft für das Zeichnen.
Seine Ausbildung begann er in einer Möbelfabrik wo er Holzschnitzerei lernte. Anschließend besuchte er die Unterrichtsanstalt des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin.
Sein eigenes Atelier eröffnete Albert Reimann 1898. Von Beginn an entwarf er hier Objekte im Jugendstil und unterrichtete auch.
Zusammen mit seiner Frau Klara eröffnete er 1902 die Schülerwerkstätten für Kleinplastik. Schnell stieg die Zahl seiner Schüler an, so dass er das Schulgebäude 1913 ausbauen lassen musste.
Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft konnte Reimann nicht mehr als Künstler arbeiten, da er keinen Ariernachweis beibringen konnte. Auch die von ihm herausgegebene Zeitschrift Farbe und Form musste er einstellen. Lediglich seine Tätigkeit als Schulleiter durfte Reimann weiter ausüben.
Die zunehmenden Repressionen und vor allem die Geschehnisse der Reichspogromnacht veranlassten Albert Reimann 1936 nach England zu emigrieren. Dort eröffnete er schon im Januar 1937 die Reimann School and Studios in London.
Albert Reimann starb 1976 in London.

Albert Reimann zweiarmiger Leuchter
Albert Reimann zweiarmiger Leuchter
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Konrad und Hans Rudolph Hentschel

Konrad und Hans Rudolph Hentschel

Konrad Hentschel

Der Porzellanmodelleur Konrad Hentschel wurde 1872 in der Nähe von Meißen geboren. Er besuchte zunächst die Meissener Zeichenschule und machte dann eine Lehre als Bossierer, also Porzellanmodelleur. Danach besuchte er er die Kunstakademie München und kehrte 1894 an die Porzellanmanufaktur Meißen zurück. Hier entwarf er 1896 sein berühmtes Krokus-Dejeuner, das bis heute als erstes bedeutendes Jugendstilgeschirr gilt. Auf der Weltausstellung 1900 in Paris erhielt er dafür große Aufmerksamkeit.
Bekannt wurden aber vor allem seine figürlichen Darstellungen, die sogenannten Hentschel-Kinder.
Konrad Hentschel starb 1907 in Meißen.

Mokka-Set Meissen Modell Krokus
Mokka-Set Meissen – Modell Krokus – “Krokus-Dejeuner” von Konrad Hentschel
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Hans Rudolph Hentschel

Der Porzellanmaler Hans Rudolph Hentschel war der ältere Bruder von Konrad Hentschel und wurde 1869 ebenfalls in der Nähe von Meißen geboren. Auch er besuchte die Zeichenschule von Meißen und absolvierte eine Ausbildung als Bossierer. Auch ansonsten sah sein Lebensweg dem seines Bruders recht ähnlich, denn auch er besuchte die Kunstakademie in München und kehrte dann nach Meißen zurück. Hier erlernte er die Figurenmalerei und schloss dann aber ein Studium in Frankreich an.
Von dort nach Meißen zurückgekehrt entwickelte er Entwürfe für Geschirre und deren Bemalung. Vor allem sein Flügelmuster und das Krokusmuster fanden große Beachtung.
Hans Rudolph Hentschel starb 1951 in Meißen.

Porzellanteller Meißen - Hans Rudolph Hentschel "Flügelmuster"
Porzellanteller Meißen “Flügelmuster” von Hans Rudolph Hentschel
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Heinrich Vogeler

Heinrich Vogeler, 1897
Heinrich Vogeler (1897) Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Heinrich Vogeler

Der Maler, Grafiker, Architekt, Schriftsteller und Sozialist Heinrich Vogeler wurde 1872 in Bremen geboren. Eigentlich sollte er Kaufmann werden, begann dann aber ein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf. Das Erbe seines Vaters erlaubte ihm anschließend zunächst als freier Künstler zu arbeiten. Er unternahm Reisen in die Niederlande, nach Italien und Frankreich und schloss sich der Künstlerkolonie in Worpswede an. Hier richtete er sein Haus, den Barkenhoff, ganz nach den Ideen des Jugendstils ein, so dass es zu einem Gesamtkunstwerk wurde. Auch Kleidung und Schmuck entwarf er in dieser Zeit, vor allem für seine Frau Martha.
Sein Stil war zunächst präraffaelitisch. Er bemerkte schnell, dass er die Vorbilder nicht erreichen konnte und verlegte sich zunehmend auf die Grafik. In diesem Bereich gewann er zunehmend Beachtung. Vogeler arbeitete u.a für den Insel-Verlag und den Diederichs-Verlag. Seine Schwerpunkte waren Illustrationen, Vignetten, Zierleisten und Bucheinbände. Außerdem schuf er Sammelbilder für die Schokoladenfirma Stollwerk.
Von 1902 bis 1903 reiste er erneut nach Italien. In den darauffolgenden beiden Jahren gestaltete er die Güldenkammer im Bremer Rathaus.
Reisen nach Ceylon und Lodz in den Jahren 1906 und 1907 führten dazu, dass er sich zunehmend sozial engagierte und für die Belange der Arbeiter einsetzte.
1907 war er Mitbegründer des Deutschen Werkbundes und begann sich für sozialen Wohnungsbau im Stil der Gartenstädte zu engagieren.
Nach einer krisenhaften Phase, sowohl in beruflicher als auch privater Hinsicht, eröffnete Vogeler 1912 ein Atelier in Berlin. Hier entwarf er vor allem Exlibris und Werbegrafiken u.a. für die Firma Bahlsen.
Der erste Weltkrieg politisierte ihn zunehmend und so schrieb er 1918 einen Friedensbrief an Kaiser Wilhelm II., was ihm die Einweisung in eine psychiatrische Abteilung einbrachte:

„Sei Friedensfürst, setze Demut an die Stelle der Siegereitelkeit, Wahrheit anstatt Lüge, Aufbau anstatt Zerstörung. In die Knie vor der Liebe Gottes, Kaiser!“

Auszug aus Vogelers Friedensbrief an den Kaiser

Im Zuge der Novemberrevolution gründete er eine Kommune in der Gartenarbeit und handwerkliche Arbeiten im Vordergrund standen. Zunehmend wandte er sich dem Anarchismus zu.
1923 reiste er erstmals in die Sowjetunion, wo er hoffte am Aufbau einer neuen Gesellschaft beteiligt sein zu können. Bereits 1924 kehrte Vogeler nach Berlin zurück, war an der Gründung eines Kinderheims und einer Schule beteiligt, wurde jedoch aufgrund seiner politischen Ansichten aus dem Schuldienst entfernt. Daraufhin trat er 1925 der KPD bei und reiste erneut in die Sowjetunion.
Zwischen 1927 und 1929 arbeitete er im Werbe- und Architekturbüro Die Kugel in Berlin, wo er Werbeplakate u.a. für Kaiser’s Kaffee entwarf.
Doch wieder geriet Vogeler in eine private und diesmal vor allem ideologische Krise, denn er wurde aus der KPD ausgeschlossen.
1931 emigrierte er in die Sowjetunion und arbeitete u.a. in einem Komitee für Standardisierung des Bauwesens. Die beginnende stalinistische Herrschaft machte ihm klar, dass auch hier keine bessere Welt zu finden war. Von der Sowjetunion aus engagierte er sich mit Flugblättern und Rundfunkansprachen gegen die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland.
Der Einmarsch der deutschen Wehrmacht führte zur Zwangsevakuierung Heinrich Vogelers nach Kasachstan, da er auf einer Todesliste der Nazis stand. Hier starb er am 14. Juni 1942.

Wilkens & Söhne, Entwurf Heinrich Vogeler - Besteck Margerite, Silber
Wilkens & Söhne, Entwurf Heinrich Vogeler – Besteck Margerite, Silber
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Kunsthandelshäuser und Galerien

Kunsthandelshäuser und Galerien

Kunst hatte in der Belle Époque und der Zeit des Jugendstils einen enorm hohen Stellenwert. So gab es eine, vor allem verglichen mit heutigen Verhältnissen, erstaunlich hohe Zahl an Galerien und Kunsthandelshäuser. Sogar Kaufhäuser, wie bspw. das Kaufhaus Wertheim in Berlin besaßen eigene Kunstabteilungen.
Weitere wichtige Adressen in Berlin waren beispielsweise der Kunstsalon Keller & Reiner und die Galerie Hirschfeld.

Königliche Porzellanmanufaktur – KPM

KPM

Die Königliche Porzellan-Manufaktur wurde 1763 von Friedrich dem Großen gegründet. Ihren Sitz hat sie bis heute in Berlin. Kurz nach 1900, also in der Hochphase des Jugendstils, begann man auch bei der KPM Porzellan in dieser modernen Stilrichtung zu fertigen.
Der verantwortliche künstlerische Leiter war zu dieser Zeit Theodor Schmuz-Baudiß (1859-1942). Er hatte sowohl an der Münchner Kunstgewerbeschule als auch an der Akademie der bildenden Künste studiert. Seit etwa 1896 hatte Schmuz-Baudiß erste Entwürfe für die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk in München angefertigt. Noch heute gilt er als einer der bedeutendsten Entwerfer von Jugendstilkeramik.
Eine ebenfalls bedeutende Persönlichkeit in jenen Jahren bei der KPM war Hermann August Seger (1839-1893). Er war der Leiter der chemisch-technischen Versuchsanstalt der KPM und entwickelte neue Glasurtechniken, die sich vor allem an ostasiatischen Glasurtechniken orientierten, die im Jugendstil besonders hoch im Kurs standen.

Schreibzeug von Schmuz Baudis KPM
Schreibzeug von Schmuz-Baudiß KPM
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Königliche Porzellanmanufaktur Meißen

Königliche Porzellanmanufaktur Meißen

Meißen ist in Europa die Wiege der Porzellanherstellung. Hier entwickelte Johann Friedrich Böttger (1682-1719) gemeinsam mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651-1708) die Rezeptur, die es möglich machte das weiße Gold auch in Deutschland herzustellen. Das war im Jahr 1708. Zwei Jahre später erfolgte per Dekret des Kurfürsten August des Starken die Gründung der Königlichen Porzellanmanufaktur Meißen.
Der neue Stil hielt in Meißen mit den Gebrüdern Hentschel Einzug.
Konrad Hentschel (1872-1907) hatte zunächst die Zeichenschule in Meißen besucht und studierte dann bis 1894 an der Kunstakademie München. Im Jahr 1896 entwarf Konrad Hentschel das Krokus-Déjeuner, das als erster bedeutender Jugendstil-Porzellanentwurf gilt. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 erregte es großes Aufsehen.
Konrads Bruder Hans Rudolph Hentschel (1869-1951) hatte ebenfalls an der Münchner Kunstakademie studiert und wurde dann auch für die Porzellanmanufaktur Meißen als Entwerfer tätig. Von sich reden machte er vor allem durch sein Flügelmuster-Dekor.

Porzellanteller Meißen
Porzellanteller Meißen
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Deutsche Werkstätten – Hellerau

Deutsche Werkstätten – Hellerau (Dresden)

Die Deutschen Werkstätten Hellerau wurden 1898 von Karl Schmidt-Hellerau (1873-1948) unter dem Namen Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst Schmidt und Engelbrecht in Dresden gegründet. Die Anfänge waren klein, es gab nur zwei Mitarbeiter und das Startkapital war geliehen. Schon nach einem Jahr zog die Firma um und änderte auch ihren Namen. 1902 passierte noch einmal das gleiche.
Wirklich stabil wurde das Unternehmen erst als es sich im Jahr 1907 mit den Werkstätten für Wohnungseinrichtung in München zusammenschloss und den Namen Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst GmbH, Dresden und München erhielt.
In diesem Jahr richtete Karl Schmidt dann auch eine gewerbliche Fachschule und Lehrwerkstätten ein und 1909 legte man den Grundstein für ein neues von Richard Riemerschmid entworfenes Fabrikgebäude in Dresden-Hellerau. 1910 war das Gebäude fertig. Die Firma hatte zu diesem Zeitpunkt 450 Mitarbeiter:innen.
Gefertigt wurden in den Deutschen Werkstätten sogenannte Reformmöbel. Dabei handelt es sich um Möbel mit schlichten Formen, die praktisch und preisgünstig und dennoch ästhetisch und künstlerisch sind. Um dieses Ideal zu erreichen engagierte Schmidt zahlreiche namhafte Künstler wie Peter Behrens, Joseph Maria Olbrich, Gertrud Kleinhempel, Mackay Hugh Baillie Scott und Charles Rennie Mackintosh.

Deutsche Werkstätten - Dresden Hellerau 1911
Deutsche Werkstätten – Dresden Hellerau 1911

Harry Graf Kessler

Harry Graf Kessler (Fotografie von Rudolf Dührkoop, 1917)
Harry Graf Kessler (Fotografie von Rudolf Dührkoop, 1917)
Harry Graf Kessler

Der vor allem als Kunstsammler, Mäzen und Publizist bekannt gewordene Harry Graf Kessler wurde am 23. Mai 1868 als Harry Clemens Ulrich Kessler geboren. Als Sohn eines deutschen kunstsammelnden Bankiers und einer britisch-irischen Mutter, die als Romanschriftstellerin ihr Geld verdiente und der ein Verhältnis mit Kaiser Wilhelm I. angedichtet wurde, war der Weg des jungen Harry im Grunde von Beginn an vorgezeichnet. Er besuchte das Internat in Ascot, danach das Johanneum in Hamburg und reiste viel mit den Eltern. In Bonn und Leipzig studierte er anschließend Jura, wobei er auch Seminare und Vorlesungen in anderen Fächern wie Altphilologie, Archäologie oder auch Kunstgeschichte und Psychologie besuchte. Nach Beendigung seines Studiums ging Harry Kessler erst einmal auf eine Weltreise. Danach absolvierte er seinen Militärdienst, versuchte eine Diplomatenlaufbahn einzuschlagen und als Jurist zu arbeiten, aber all das schlug fehl oder war nicht seine Welt. So ermutigte ihn die Mutter sich auf die Kunst zu verlegen. Das Familienvermögen gab es her, Harry war nicht darauf angewiesen Geld zu verdienen, er hatte genug.
Als es bei der teuren und ambitionierten Kunstzeitschrift Pan, die von Kesslers ehemaligem Kommilitonen Eberhard von Bodenhausen herausgegeben wurde, wegen einer freizügigen Lithographie von Henri Toulouse-Lautrec zu einem Zerwürfnis im Aufsichtsrat kam, da sprang Harry ein und wurde gleich auch Mitglied der Redaktionskommission. So kam er zu zahlreichen Kontakten mit Künstler:innen der modernen Kunstströmungen, wie Edvard Munch, Claude Monet oder Vincent van Gogh.
Eine besondere Verbindung hatte er über Jahre hinweg zu Henry van de Velde, den er mit Aufträgen und Geld versorgte. Eng waren seine Kontakte auch zu Hugo von Hoffmannsthal und Auguste Rodin.
Das Ende der Zeitschrift Pan stürzte Kessler in eine Sinnkrise. Überwunden hat er sie vor allem durch seinen Kontakt zu Elisabeth Förster-Nietzsche, der Schwester von Friedrich Nietzsche, die mit ihrem kranken Bruder nach Weimar umgezogen war. Mit ihr gemeinsam wollte Kessler nun ein neues glänzendes Weimar aufbauen. Zusammen setzten sie sich dafür ein Henry van de Velde in die Stadt zu holen. Der Rest ist Legende: Kessler wurde Leiter des Großherzoglichen Museums für Kunst und Kunstgewerbe, mit der Kunstgewerbeschule wurde die Keimzelle des späteren Bauhaus gegründet, das Nietzsche-Archiv wurde aufgebaut und Henry van de Velde gab kunstvolle Nietzsche-Ausgaben beim Insel-Verlag heraus.
Nebenher engagierte sich Kessler auch für die 1898 gegründete Berliner Secession und gemeinsam mit Max Liebermann für die Gründung des Deutschen Künstlerbundes.
Dieses Engagement brachte ihn allerdings in Opposition zum Kaiser, der am Ende am längeren Hebel saß, so dass Kessler in Weimar in Ungnade fiel und seine Ämter 1905 verlor.
Wieder folgte eine Sinnkrise, die er versuchte mit Arbeiten an Libretti für Hugo von Hoffmannsthal und Richard Strauss zu beheben, was ihm nur halb gelang. Erfolgreicher war er da schon mit seiner Cranach-Presse mit der er extrem hochwertige Bücher herausgab.
Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs ließen den aristokratischen Großbürger Harry Graf Kessler zum „roten Grafen“ werden, der Mitglied der linksliberalen DDP wurde, sich dem Pazifismus zuwandte und zunehmend politisch aktiv wurde. Mitte der 1920er Jahre aber geriet er wieder einmal unter Beschuss und gab seine politische Arbeit weitgehend auf.
Spätestens jetzt begann Kessler zunehmend eigene Werke zu verfassen und sich mit kulturhistorischen Themen zu beschäftigen. In der Cranach-Presse erschienen hochgelobte Ausgaben von Homers Odyssee und der Eclogen von Vergil. Auch Werke von Shakespeare und Gerhart Hauptmann wurden herausgegeben. Große Beachtung fand auch seine Rathenau-Biographie, sowie sein Memoirenband „Gesichter und Zeiten“.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten leitete für Harry Graf Kessler schwierige Zeiten ein. Bereits 1933 emigrierte er nach Paris, da man ihn gewarnt hatte von seiner Reise zurückzukehren. Seine Memoiren wurden in Deutschland verboten und Kessler zog nach Mallorca. Von dort ging er 1935 nach Südfrankreich. Er starb am 30. November oder 4. Dezember 1937 (da sind sich die Quellen nicht einig) in Lyon und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris beigesetzt.

Stichworte

Wilhelminischer Stil und Historismus

Kurhaus Bad Oeynhausen im Wilhelminischen Stil
Kurhaus Bad Oeynhausen im Wilhelminischen Stil Historische Ansichtskarte
Wilhelminischer Stil und Historismus

Der Historismus ist mehr ein Phänomen als eine eigene Stilepoche. Zeitlich fällt er, genau wie der Jugendstil, in die Belle Époque bzw. das Fin de siècle und beschreibt letztlich einen Rückgriff. Zurückgegriffen wurde in künstlerischer und vor allem architektonischer Hinsicht in jenen Jahrzehnten auf alte Stile, insbesondere auf Stile, die man mit der großen Zeit der eigenen Geschichte verband. Diese Stile wurden in die eigene Zeit übersetzt und prägten so die Neo-Stile aus, wie die Neoromanik, die Neogotik, die vor allem für den Kirchenbau genutzt wurde. Auch Neorenaissance oder Neobarock entstanden. Letzteren findet man mit seiner Idee der Symmetrie auch in den Neuanlagen von Bad Nauheim.
Die Basis des Wilhelminischen Stils war vor allem der Neobarock. Er erlaubte es besonders prachtvolle, repräsentative und imperial wirkende Bauten zu errichten. Überall in Preußen und im Kaiserreich entstanden prunkvolle Neubauten und Prachtstraßen, die die Macht des deutschen Kaiserreichs und seine Bedeutung widerspiegeln sollten. Vor allem unter Kaiser Wilhelm II., der dem Stil seinen Namen gab, gab es eine enorme Bautätigkeit.
Öffentliche Gebäude, wie Bahnhöfe, Gerichtsgebäude o.ä. wurden vor allem im Neoklassizismus errichtet. Ein Stil, der nüchtern war und dennoch prachtvoll und beeindruckend.

Bauhaus und Walter Gropius

Walter Gropius, um 1919
Walter Gropius, um 1919 Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Bauhaus und Walter Gropius

Bauhaus – Weimar

Das Staatliche Bauhaus wurde 1919, also ein Jahr nach Beendigung des Ersten Weltkriegs von Walter Gropius als Kunstschule in Weimar gegründet. Basis des Bauhaus war die Zusammenlegung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar mit der 1907 von Henry van de Velde gegründeten Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar. Kunst und Handwerk sollten sich in dieser neuen Kunstschule begegnen und sich gegenseitig befruchten. Das Kunsthandwerk sollte wiederbelebt werden und eine neue Formensprache entwickelt werden, die industriell produzierbar sein sollte. Dabei ging es dem Bauhaus, genau wie schon dem Jugendstil immer um ein Gesamtkunstwerk. Der Fokus wurde vor allem auf die Architektur gelegt. In seinem Bauhaus-Manifest schrieb Walter Gropius: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! […] Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!“
1926 zog die Schule nach Dessau um, 1932 dann nach Berlin, bevor sie 1933 auf Betreiben der Nationalsozialisten geschlossen wurde.

Walter Gropius

Der Architekt Walter Gropius wurde 1883 in Berlin geboren und gilt als einer der Pioniere der Architektur der Moderne. Nach seinem Architekturstudium in München und Berlin, das er letztlich abbrach, trat er in das Büro von Peter Behrens ein. Hier übernahm er verschiedene Bauleitungen. Aber auch im Büro von Behrens scheiterte er letztlich an seiner Unfähigkeit zu zeichnen, die schon zum Abbruch seines Studiums geführt hatte.
1910 machte Gropius sich als Architekt und Industriedesigner selbständig und trat durch Vermittlung von Karl Ernst Osthaus dem Deutschen Werkbund bei.
Gropius erstes richtungweisendes Werk war die „künstlerische Baugestaltung der Schuhleistenfabrik Fagus-Werk in Alfeld an der Leine auf der Grundlage der fertigen (und teilweise bereits realisierten) Pläne von Eduard Werner“.[1] Mit diesem Bau entstand das sog. „Neue Bauen“ bzw. der Stil der „Neuen Sachlichkeit“.
Henry van de Velde schlug Gropius 1919 als seinen Nachfolger als Direktor der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar vor. Diesen Posten besetzte Walter Gropius bis 1926 in Weimar und dann bis 1928 in Dessau.
In dieser Phase wurde der Wohnungsbau zu einem der wichtigsten Themen für Gropius und er entwarf zahlreiche neu entstehende Wohnsiedlungen, wie die Siemensstadt in Berlin.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Walter Gropius zunächst nach London und dann 1937 in die USA wo er Professor für Architektur an der Harvard University wurde.
In den 1950er Jahren arbeitete Gropius dann auch wieder vermehrt in Deutschland und realisierte einige Projekte, wie das Hansaviertel in Berlin.
Walter Gropius starb am 5. Juli 1969 in Boston.

[1] Bernd Polster: Walter Gropius. Der Architekt seines Ruhms, S. 160 ff.

Die Gartenstadt Dresden-Hellerau

Deutsche Werkstätten - Dresden Hellerau 1911
Deutsche Werkstätten – Dresden Hellerau 1911
Die Gartenstadt Dresden-Hellerau

Im heutigen Dresdner Stadtteil Hellerau wurde 1909 die erste deutsche Gartenstadt gegründet. Die Idee basiert auf dem Gartenstadtgedanken von Ebenezer Howard (1850-1928), einem britischen Stadtplaner. Gegründet wurde sie vom Möbelfabrikanten Karl Schmidt (1873-1948), der hier auch die Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst errichtete.
Idee der Gartenstadt war es Wohnen, arbeiten, Kultur und Bildung zu vereinen und einen möglichst idealen Lebensort für Menschen zu errichten, so wie ihn sich die Lebensreform vorstellte.