Art Nouveau – Paris

Siegfried Bing und die Art Nouveau in Paris

Bing Inserat L'Art Nouveau - Art Nouveau Paris
Bing Inserat L’Art Nouveau – Art Nouveau Paris

Siegfried Bing ist die Gallionsfigur der Art Nouveau in Paris, denn er hat den Namen eines ganzen Kunststils erfunden. Außerdem gilt der 1838 in Hamburg geborene Kunstsammler und Kunsthändler Siegfried Bing auch als Begründer des Japonismus in Europa. Mit 16 Jahren trat der aus einer Kaufmannsfamilie stammende Siegfried in das Pariser Familienunternehmen Bing et Renner ein, das auch eine Keramikmanufaktur betrieb und wechselte 1863 zum Unternehmen Leuiller fils et Bing. Im Jahr 1876 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft und begann sich für japanische Keramik zu interessieren, die er dann ab 1875 auch importierte. Zwischen 1880 bis 1881 unternahm er eine Einkaufreise nach China, Indien und Japan und gründete eine Niederlassung in Yokohama, die sein Bruder August Bing (1852-1918) leitete. So wurde er zum größten Importeur ostasiatischer Kunst und belieferte Museen sowohl in Europa als auch in den USA. Bing gab sogar zwischen 1888 und 1891 eine eigene Zeitschrift mit dem Titel Le Japon artistique: documents d’art et d’industrie heraus.
Der Auftrag der französischen Regierung einen Bericht über den amerikanischen Kunstmarkt zu erstellen veränderte ihn und seine Vorlieben: 1895 gründet Siegfried Bing in Paris eine Galerie mit dem Namen Hôtel bzw. Maison de l’Art Nouveau. Hier vertrieb er nun nicht mehr nur ostasiatische Kunst, sondern vor allem europäische und amerikanische. Künstler wie Henry van de Velde, Georges Lemmen, Henri de Toulouse-Lautrec, William Morris finden sich in seiner Verkaufsliste und er arbeitete auch mit dem englischen Kaufhaus Liberty & Co zusammen. Darüber hinaus betätigte er sich als Innenarchitekt und Raumausstatter.

Siegfried Bing vor 1895 - Art Nouveau Paris
Siegfried Bing vor 1895


Etwa 1897 gründete Bing auch eine eigene Werkstatt in der von Künstlern entworfene Möbel und Schmuck hergestellt wurden. Seine Galerie war derart erfolgreich, dass er auf der Pariser Weltausstellung 1900 einen eigenen Pavillon hatte.
Am 9. Juni 1905 in der Nähe von Paris. Sein Nachlass wurde zum größten Teil 1909 von seinem Sohn Marcel versteigert.

Julius Meier-Graefe und die Galerie La Maison Moderne

La Maison Moderne Werbeplakat gemeinfrei - Art Nouveau Paris
La Maison moderne Werbeplakat, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Vier Jahre nach Siegfried Bing trat Julius Meier-Graefe in Paris auf den Plan und gründete seinerseits eine Galerie mit dem Namen La Maison Modern. Als Entwerfer beschäftigte er zunächst Paul Follot und Maurice Dufrène. Gemeinsam mit Abel Landry wurden sie zu den wichtigsten Entwerfern der Galerie von Meier-Graefe.
Das Grundkonzept von Julius Meier-Graefe war es, moderne und qualitativ hochwertige Entwürfe seriell zu fertigen und über seine Galerie weltweit zu vermarkten.

Art Nouveau-Künstler

Marcel Bing

Marcel Bing - Porträt von Paul-Albert Besnard - CC0 Art Nouveau Paris
Marcel Bing – Porträt von Paul-Albert Besnard – CC0 via Wikimedia Commons
Marcel Bing – Art Nouveau in Paris

So viel wie über seinen Vater Siegfried Bing bekannt ist, so wenig ist von Marcel Bing überliefert. Er wurde 1875 geboren, absolvierte ein Studium am Louvre, arbeitete in der Galerie seines Vaters für die er nach dessen Tod den Handel mit japanischer Kunst übernahm.
Auch selbst stellte er offenbar zahlreiche kunsthandwerkliche Objekte aus Glas, Keramik und Metall her und erwarb sich vor allem für seine Schmuckentwürfe einen gewissen Ruf.
Marcel Bing starb 1920 nach der Rückkehr von einer Japanreise.

Marcel Bing Tintenzeug Bronze Schwäne
Marcel Bing Tintenzeug Bronze Schwäne
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Georges de Feure

Georges de Feure
Georges de Feure
Georges de Feure

Der Maler, Bühnenbildner und Industriedesigner Georges de Feure wurde 1868 in Paris unter dem Namen Georges Joseph van Sluijters geboren und war eigentlich Niederländer. Sein Studium an der Rijksacademie voor Beeldende Kunsten in Amsterdam brach er bereits nach kurzer Zeit ab und ging nach Paris.
Als Autodidakt wurde er von dem Grafiker und Maler Jules Chéret (1836-1932) sowie von Siegfried Bing beeinflusst.
De Feure war ein vielseitiger Künstler, der neben Plakaten und Bühnenbildern auch Möbel entwarf. Während er in der Zeit der Art Nouveau ein beliebter und mit Ehrungen versehener Künstler war, wurde er später vergessen und starb verarmt im November 1943 in Paris.

Georges de Feure Lithographie Salon de Cents aus Maitres de l'Affiche
Georges de Feure Lithographie Salon de Cents aus Maitres de l’Affiche Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Paul Follot

Paul Follot

Als Designer war der 1877 in Paris geborene Paul Follot ausgesprochen vielseitig. Der Schüler von Eugène Grasset (1845-1917), einem der Wegbereiter des Jugendstils, arbeitete zwischen 1899 und 1903 für Julius Meier-Graefes Kunsthandlung La Maison Moderne.
Mit seiner Künstlergruppe L’Art dans Tout versuchte er dem vorherrschenden deutschen Industriedesign französische Traditionen entgegenzusetzen und das heimische Kunsthandwerk zu fördern. Bediente er sich zunächst noch Elementen des Jugendstils, so wendete er sich ab 1909 immer stärker dem Neoklassizismus zu.
Follot lieferte Keramikentwürfe für Wedgwood, ebenso wie Textil- und Teppichentwürfe und Entwürfe für Silberobjekte für zahlreiche andere Manufakturen.
In den 1920er und 1930er Jahren war Paul Follot zunächst Atelierleiter, gestaltete Ausstellungspavillons, schuf zahlreiche Möbel, entwarf die Luxussuite der Normandie, eines 1935 in Dienst gestellten Passagierschiffes, das zu diesem Zeitpunkt das größte Schiff der Welt war.
Er starb am 10. März 1942 in Nizza.

Schmuckentwurf Paul Follot
Schmuckentwurf von Paul Follot aus dem Jahr 1901
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Manuel Orazi

Manuel Orazi

Im Jahr 1860 wurde der Grafiker und Maler Manuel Orazi in Rom geboren. In Paris arbeitete er vor allem als Illustrator und Plakatkünstler, entwarf aber auch Schmuck für die Kunsthandlung La Maison L’Art Nouveau von Siegfried Bing.
Im Jahr 1921 betätigte er sich auch als Bühnenbildner und entwarf die Bauten zum französischen Stummfilm „L’Atlantide“ von Jacques Feyder. Auch das Filmplakat stammt von Orazi.
Manuel Orazi starb 1934 in Paris.

Schreibzeug von Orazi
Schreibzeug von Orazi
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Georges Lemmen

Georges Lemmen

Der Maler Georges Lemmen wurde 1865 im belgischen Schaerbeek geboren. Er studierte an der Académie des Beaux-Arts de Saint-Josse-ten-Noode. Beeinflusst wurde er in seinem Werk vor allem von Edgar Degas und Henri de Toulouse-Lautrec.
Lemmen gehörte seit 1899 der belgischen Künstlervereinigung Société des Vingt, kurz Les XX an, die 1883 gegründet worden war.
Nachdem Lemmen zunächst als Kunstkritiker gearbeitet hatte wandte er sich 1894 der dekorativen Kunst zu. Er entwarf vor allem Plakate und Exlibris, aber auch Keramik. Seit ca. 1900 widmete sich Georges Lemmen nur noch der Malerei, vor allem der Landschaftsmalerei. Er starb 1916 im belgischen Uccle.

Inserat Harry Graf Kessler Weimar
Inserat Harry Graf Kessler Weimar, Entwurf Georges Lemmen
Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Edward Colonna

Edward Colonna
Edward Colonna
Edward Colonna

Edward Colonna, alias Eduard Klonne wurde 1862 in Mülheim bei Köln geboren. Er war Architekt und Designer in den Bereichen Möbel, Schmuck, Metall und Keramik.
Bereits mit 15 Jahren ging er nach Brüssel und wurde dort zum Architekten ausgebildet.
Nachdem er im Jahr 1882 in due USA emigriert war arbeitete er zunächst für die Associated Artists um Louis Comfort Tiffany im Bereich Innenraumgestaltung, später dann für einen Architekten bevor er Chefdesigner der Firma Barney and Smith Manufacturing Company in Dayton (Ohio) wurde und Schlaf- und Salonwagen entwarf und als Innenarchitekt für betuchte Leute arbeitete. 1888 gründete er sein eigenes Büro in Montreal und gestaltete dort vor allem für die Canadian Pacific Railway sowohl Waggons als auch Bahnhöfe.
Nachdem er 1893 Kanada verlassen hatte und sich in Paris niederließ, arbeitete er für Siegfried Bing, für den er Möbel, Schmuck und Keramik entwarf. Trotz erfolgreicher Tätigkeit in Paris, kehrte er nochmals in die USA zurück, ließ sich dann aber 1923 in Südfrankreich nieder und starb am 14. Oktober 1948 in Nizza.

Vierfach Flakon Bing, Entwurf Edward Colonna
Vierfach Flakon Bing, Entwurf Edward Colonna
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Eugène Gaillard

Eugène Gaillard

Der französische Architekt und Designer Eugène Gaillard wurde 1862 in Paris geboren. Er studierte Jura, arbeitete als Bildhauer und später als Designer, vor allem für Möbel. Bekannt wurde er für seine Entwürfe, die er im Pavillon Siegfried Bings auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1900 ausstellte. Er gilt als einer der bedeutendsten Art Nouveau-Künstler im Bereich Innenausstattung.
Eugène Gaillard starb 1933 in Paris.

Auguste Delaherche

Auguste Delaherche
Auguste Delaherche
Auguste Delaherche

Der französische Kunstkeramiker Auguste Delaherche wurde 1857 in Beauvais geboren. Seine Ausbildung erhielt er an der École des Arts Décoratifs in Paris. Er begann zunächst im Bereich der Restaurierung von Glasmalereien zu arbeiten, entwarf religiöse Objekte und leitete die Galvanikabteilung des Silberwarenherstellers Christofle in Paris.
1883 begann er in der Nähe von Beauvais salzglasiertes Steinzeug herzustellen und ging dann 1887 nach Paris zurück, wo er das Atelier von Ernest Chaplet (1835-1919), eines Keramikers und Designers kaufte. Zunächst fertigte Delaherche auch hier Steinzeig an, vor allem Vasen. Nahezu alle Objekte bestechen durch eine starke Farbigkeit. Auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1889 gewann er eine Goldmedaille. Daraufhin wurden seine Objekte von allen großen Galerien und Kunsthändlern vertrieben.
Im Jahr 1894 verließ er Paris, ging zurück in seine Heimatregion und eröffnete eine neue Werkstatt, was ihm in Paris den Ruf eines Einsiedlers einbrachte. Nun begann Delaherche neben Steingut auch Porzellan herzustellen. Im Laufe der Zeit verlegte er sich immer mehr auf diesen Werkstoff und fertigte zunehmend Unikate an.
Auguste Delaherche verstarb am 27. Juni 1940.

Vase Auguste Delaherche
Vase Auguste Delaherche Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Clément Massier

Clément Massier

Der Weg von Clément Massier war im Grunde vorgezeichnet, als er 1844 in eine Töpferfamilie hineingeboren wurde.
Im Jahr 1883 ging er nach Golfe-Juan und begann dort seine eigenen Lüsterglasuren zu entwickeln. Seine Galerie, die an die Produktionsstätte angeschlossen war entwickelte sich schnell zu einer Art von Mekka für die Reichen und Schönen, die ihre Sommer in Monaco, Nizza oder Cannes verbrachten.
1887 stellte er Lucien Lévy-Dhurmer als künstlerischen Leiter ein und begann in diesem Jahr auch mit der Produktion irisierender und metallischer Glasuren für die er im Jahr 1900 eine Goldmedaille auf der Pariser Weltausstellung erhielt, die dazu führte, dass er zum Hoflieferanten der britischen Königin ernannt wurde.
Clément Massier verstarb 1917.

Türkisfarbene Schale von Massier
Türkisfarbene Schale von Clément Massier
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Adrien Dalpayrat

Adrien Dalpayrat

Der französische Keramiker Adrien Dalpayrat wurde 1844 geboren. Bekannt wurde er vor allem für seine innovativen Glasuren auf Steingut und Porzellan.
Zunächst hatte Dalpayrat für verschiedene Fayencehersteller im Süden Frankreichs gearbeitet, bevor er 1899 sein eigenes Atelier in Bourg-la-Reine nahe Paris eröffnete.
Seine hier hergestellten Keramikobjekte wurden über zahlreiche Galerien vertrieben.
Berühmt geworden ist das sog. Rouge Dalpayrat, eine spezielle rote auf Kupfer basierende Glasur, die von ihm entwickelt wurde.
Gestorben ist Adrien Dalpayrat am 10. August 1910.

Adrien Dalpayrat Vase mit Silbermontur
Adrien Dalpayrat Vase mit Silbermontur
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Ernest Bussière

Ernest Bussière
Ernest Bussière
Ernest Bussière

Geboren wurde Ernest Bussière 1863 im lothringischen Ars-sur-Moselle. Im Jahr 1872 verließ seine Mutter gemeinsam mit ihren Söhnen den nach dem deutsch-französischen Krieg zu Deutschland gehörenden Ort und ging nach Nancy. Hier studierte Ernest an der École des beaux-arts bevor er an die École nationale supérieure des beaux-arts in Paris wechselte.
Im Jahr 1905 wurde er Professor an École des beaux-arts in Nancy, wo er Bildhauerei und Modellbau lehrte.
Ernest Bussière schuf zahlreiche Denkmäler und Skulpturen sowie Büsten und Medaillons vor allem lothringischer Persönlichkeiten. In Nancy arbeitete er für die Keramikmanufaktur von Keller und Guérin für die er zahlreiche vor allem florale Modelle schuf.
Seit 1901 gehörte er zu den leitenden Mitgliedern der École de Nancy.
Ernst Bussière starb am 22. August 1913 in Nancy.

Eugène Baudin

Eugène Baudin Porträt
Eugène Baudin Porträt
Eugène Baudin

Der 1853 geborene Eugène Baudin war nicht nur Keramiker, sondern auch linker Politiker. Wegen seiner revolutionären politischen Ansichten kam er bereits 1869 für zwei Jahre ins Gefängnis. Nach seiner Freilassung zog er nach Paris, wo er weiter politisch tätig war und sich der Pariser Kommune anschloss. Das Scheitern der Pariser Kommune zwang ihn ins Exil. Er ging zunächst in die Schweiz, von dort nach Deutschland und anschließend nach England. Hier fand er eine Anstellung als Porzellanmaler. Im Jahr 1881 wurde er amnestiert und kehrte nach Frankreich zurück, wo er sich erneut in der Politik engagierte. Bis ins Jahr 1899 blieb er politisch aktiv.
Verschiedene Quellen legen nahe, dass er in den Jahren 1889 bis 1892 gemeinsam mit seinem Bruder Ernest Baudin, der ebenfalls Keramiker war, in dessen Werkstatt zusammenarbeitete und nach dem Weggang seines Bruders nach Sèvres bis 1898 in dessen ehemaligem Atelier weiterarbeitete. 1898 eröffnete er nach einem Umzug aus gesundheitlichen Gründen eine eigene Werkstatt in der Bretagne. Später zog er von dort nach Monaco, wo er weiter Keramik herstellte.
Eugène Baudin starb am 11. April 1918 im Département Marne.

Eugène Baudin Vase mit Silver Overlay
Eugène Baudin Vase mit Silver Overlay
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Henri de Toulouse-Lautrec

Henri de Toulouse-Lautrec & die Art Nouveau in Paris
Henri de Toulouse-Lautrec
Henri de Toulouse-Lautrec

Der 1864 geborene Henri de Toulouse-Lautrec, der eigentlich Henri Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa hieß, ist wohl bis heute einer der bekanntesten Maler und Grafiker des Fin de siècle. Der Spross eines alten französischen Adelsgeschlechts entwickelte schon als Kind sein künstlerisches Talent. Seine gesundheitlichen Probleme, verursacht durch eine Erbkrankheit, die sich durch Kleinwüchsigkeit äußert, war er zu langen Liegekuren und Sanatoriumsaufenthalten gezwungen, wo er sich die Zeit mit zeichnen vertrieb und von einem Freund seines Vaters, der Maler war unterrichtet wurde.
1882 begann Henri seine eigentliche Ausbildung zum Maler im Pariser Atelier des Modemalers Léon Bonnat und wechselte dann zum Salonmaler Fernand Common. Bereits in dieser Zeit lernte er Vincent van Gogh kennen und begann einen eigenen Stil zu entwickeln, der sich stark von dem seiner Lehrer und der herrschenden Mode unterschied. Einen ersten entscheidenden Karriereschritt machte Lautrec, als ihn die belgische Künstlergruppe Les Vingt 1887 bat bei ihnen auszustellen. Dieser ersten Ausstellung folgten in kurzer Zeit zahlreiche weitere. In dieser Phase fand Henri de Toulouse-Lautrec zu seinem eigenen unverwechselbaren Stil und zu seinen Lieblingsmotiven, die er rund um seine Wohnung zwischen Moulin Rouge und Place Pigalle fand. Er begann die Halbwelt von der er umgeben war zu malen, die Menschen in den Vergnügungslokalen und Cafés, die Zirkusleute und die Prostituierten.
Beeinflusst wurden die Werke Lautrecs durch Edgar Degas, Paul Gauguin und japanische Holzschnitte.
Seine Umwelt blieb nicht ohne Wirkung auf Henri, er verfiel dem Alkohol, wurde 1899 von seiner Mutter zu einer Entziehungskur geschickt und begann danach durch Frankreich zu reisen. Im Jahr 1901 kehrte er nach Paris zurück ordnete sein Werk, verließ Paris, ging nach einem Lähmungsanfall zu seiner Mutter und starb am 9. September auf dem elterlichen Schloss.

Alfons Mucha

Alfons Mucha 1906
Alfons Mucha 1906
Alfons Mucha

Der 1860 in Mähren geborene Alfons Mucha zählt zu den bekanntesten Malern des Jugendstils. Seinen rum erlangte er vor allem als Plakatkünstler, Grafiker und Illustrator.
Anders als die meisten Jugendstilkünstler war Mucha ein reiner Autodidakt. Seine ersten Meriten verdiente er sich als Bühnenmaler im Atelier Kautsky-Brioschi-Burghart in Wien. Als das Ringtheater 1881 niederbrannte wurde er entlassen und überlebte mehr schlecht als recht mit Porträtzeichnungen bis er 1882 den Auftrag erhielt das Schloss Emmahof für Graf Eduard Khuen von Belasy auszumalen. Die Grafenfamilie war so angetan von seiner Malerei, dass sie es Mucha ermöglichten zwischen 1885 und 1887 an der Akademie der bildenden Künste in München zu studieren. Von hier zog er 1889 anlässlich der Weltausstellung nach Paris, wo er Unterricht bei verschiedenen Künstlern nahm und kurzzeitig ein gemeinsames Atelier mit Paul Gauguin unterhielt.
Seinen Durchbruch verdankte Alfons Mucha einem puren Zufall im Jahr 1894: Die berühmte Schauspielerin Sarah Bernhardt benötigte ein Plakat für ihr neuestes Stück. Mucha hörte zufällig davon, bewarb sich und erhielt den Auftrag. Seine Plakate lösten einen wahren Hype aus und wurden, kaum dass sie angeschlagen waren auch sofort gestohlen. So wurde Alfons Mucha wahrlich über Nacht zum begehrtesten Plakatkünstler einer ganzen Epoche.
Neben Plakaten entwarf er in dieser Zeit auch Aktienscheine, Versicherungspolicen und allerlei Wertpapiere.
Eines der wichtigsten Werke der Buchillustration der Jugendstilepoche schuf Alfons Mucha 1897 in nur wenigen Monaten: Ilsée, Princesse de Tripol. Das Werk enthält 134 Farblithographien.
Im Jahr 1904 reiste Mucha in die USA, wo er zwei Jahre blieb und an den Akademien für bildende Künste in New York, Philadelphia und Chicago lehrte.
Mit dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Jugendstils schwand auch Muchas Ruhm. Er ging zurück in die neu gegründete Tschechoslowakei löste sich vom Jugendstil und entwarf Briefmarken, Banknoten und Orden.
Beim Einmarsch der deutschen Truppen in die Tschechoslowakei im Jahr 1939 wurde Alfons Mucha als einer der ersten interniert und verstarb am 14. Juli 1939 in Prag an den Folgen einer Lungenentzündung.

Alfons Mucha Titelblatt Dictionnaire des Arts decoratifs
Alfons Mucha Titelblatt Dictionnaire des Arts decoratifs
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Jules Chéret

Jules Chéret
Jules Chéret
Jules Chéret

Der Lithograf, Grafiker und Maler Jules Chéret wurde 1836 in Paris geboren und gilt als einer der Väter der modernen Plakatkunst. Er absolvierte eine Lehre bei einem Lithographen und ließ sich vor allem von französischen Rokokomalern inspirieren, deren Bilder er in den Pariser Museen studierte. Da er in Paris mit seiner Plakatkunst keinen Anklang fand, ging er nach London, aber auch hier hatte er keinen Erfolg.
Einen ersten Auftrag erhielt er 1858: Er entwarf das Plakat für Jacques Offenbachs Oper Orpheus in der Unterwelt.
Da dem ersten keine weiteren Aufträge folgten, ging Chéret 1859 erneut nach London. Hier erlernte er die moderne englische Technik der Farblithographie, designte Buchumschläge und entwarf Plakate.
Eine Wende trat in Jules Chérets Leben ein, als ein Freund ihm den Parfum-Hersteller Eugène Rimmel vorstellte. Für diesen begann er Flakons und Kartonagen zu entwerfen. Rimmel war es auch, der es Chéret 1866 ermöglichte nach Paris zurückzukehren.
Mit seinen Kenntnissen, die er in London erworben hatte, begann Chéret nun in Paris eine neue Karriere, denn anders als in Frankreich, konnte man in England bereits damals großformatige Plakate drucken, die knapp zwei Meter maßen und die aufgrund einer vereinfachten Farb-Drucktechnik preisgünstiger herzustellen waren. Diese neue Technik ging einher mit einem neuen Stil, der auf flächige und stilisierte Darstellungen setzte.
Jules Chérets gründete eine eigene Druckerei, aus der er sich 1881 bis auf die künstlerische Leitung zurückzog und gab von 1896 bis 1900 eine Sammlung der besten Plakate von Pariser Künstlern unter dem Titel Les Maitres de l’Affiche heraus.
Er gewann auf Ausstellungen zahlreiche Preise für seine Entwürfe. 1925 erblindete er und starb 1932 in Nizza.

Jules Chéret Plakat Saxoleine
Jules Chéret Plakat Saxoleine
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Legras & Cie.

Legras & Cie.

1864 übernahm August Jean-Francois Legras die Verreries et Cristalleries de Saint-Denis. Von Beginn an nutzte die Firma die Weltausstellungen, um ihre produkte bekannt zu machen und weltweit zu vertreiben.
Um 1900 ging die Leitung der Firma an Francois-Théodore Legras (1839-1916) über. Er richtete eine moderne und kommerzielle Glasproduktion ein und entwickelte die Firma zu einer der größten ihrer Art in Frankreich. Besonders bekannt wurde eine spezielle grüne Aventurin-Glasserie.

Legras & Cie. hohe Vase mit Misteln
Legras & Cie. hohe Vase mit Misteln Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Alexandre Bigot

Alexandre Bigot

Der Autodidakt im keramischen Bereich war Alexandre Bigot (1862-1927). Studiert hatte er Chemie und Physik, was ihn, ähnlich wie Jakob Julius Scharvogel, zu einem Techniker in Sachen Keramik machte. 1897 entwickelte er eine witterungsbeständige Baukeramik, die Grès-de-Bigot.
Bereits bei der Eröffnung der Galerie L’Art Nouveau war er mit eigenen Arbeiten vertreten. Auf großen internationalen Ausstellungen erhielt er zahlreiche Preise.

Alexandre Bigot Henkelvase mit türkisfarbene Glasur
Alexandre Bigot Henkelvase mit türkisfarbene Glasur
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0

Abel Landry

Abel Landry

Der 1868 in Limoges geborene Abel Landry studierte an der École des Arts Décoratifs und der École des Beaux-Arts in Paris vor allem Malerei. Nachdem er sich bei William Morris in London weitergebildet hatte und das britische Arts-and-Crafts-Movement kennengelernt hatte, begann er mit dem Entwerfen von Möbeln, Raumausstattungen sowie gebrauchs- und Zierobjekten aus Metall und Keramik.
Nach der Gründung der Galeries La Maison Moderne durch Julius Meier-Graefe wurde er dort Leiter der Möbelabteilung. Gemeinsam mit Paul Follot und Maurice Dufrène gehörte er zu dessen wichtigsten Designern.
Gestorben ist Abel Landry 1923.

Abel Landry - großes Schreibzeug mit Petschaft, Bronze vergoldet - La Maison Moderne
Abel Landry – großes Schreibzeug mit Petschaft, Bronze vergoldet – La Maison Moderne
Foto: Sammlung „1900 modern times“ Manfred Geisler – Jugendstilforum Bad Nauheim, CC-by SA 4.0