Johann von Schwarz … der dekorative Stil
Um 1900 – in der Zeit des Jugendstils – gab es in Nürnberg zahlreiche Kunsthandwerker und Firmen, die solche Produkte herstellten, eine von ihnen war die Firma Johann von Schwarz mit ihrem künstlerischen Leiter Carl Sigmund Luber.
Der neue Stil war in Nürnberg und überhaupt in Bayern keineswegs verpönt, wie in manch anderen Regionen, er wurde sogar durch das Bayerische Gewerbemuseum gefördert, das seit 1901 kunstgewerbliche Meisterkurse veranstaltete, um die Kunsthandwerker der Region im „neuen Stil“ zu schulen.
Johann von Schwarz – Nürnberg
Die Firma Johann von Schwarz, die in der Zeit des Jugendstils unter dem Warenzeichen NORICA beachtliche Bekanntheit erlangte, wurde von Johann Christoph David von Schwarz (1802-1855) gegründet. Als Sohn eines erfolgreichen Kaufmanns standen ihm quasi alle Türen offen und das nutzte er für zahlreiche Unternehmungen.
Seine eigene Karriere begann 1827, als er den Auftrag erhielt ein Fenster über dem Haupteingang des Regensburger Doms zu fertigen. Dieser Auftrag veranlasste ihn ein eigenes Institut für Glasmalerei zu gründen, das von Hermann von Meyer (1801-1869) geleitet wurde. Daneben übernahm er die Tabakfirmen seines Vaters und machte erfolgreiche Grundstücksgeschäfte. Diese brachten ihm die Abbaurechte für Specksteingruben ein. Aus eben jenen ließ er Knöpfe, Dominosteine und vieles mehr fertigen und erhielt 1859 die Konzession für eine Fabrik zur Herstellung von Gasbrennern aus Speckstein für Gasbeleuchtungsanlagen. Auch diese Firma wurde ein Erfolg.
1867 entschlossen sich die Söhne, die inzwischen die Firmen übernommen hatten aus den Resten der Specksteine Terracotta herzustellen. Gefertigt wurden vor allem Gartenschmuck und Fayencen, die beispielsweise auf der Wiener Weltausstellung 1873 großen Erfolg hatten.
Die erfolgreichste Ära in künstlerischer Hinsicht begann im Jahr 1897 mit dem Eintritt von Carl Sigmund Luber. Aus Specksteinmehl, Kaolin und anderen Bestandteilen wurde ein neuer Werkstoff mit Namen Steatit entwickelt, der besonders hart und formstabil war und ganz besonders leuchtkräftige Farben ermöglichte. Bis ins Jahr 1906 wurden hieraus einzigartige Jugendstilkeramiken gefertigt. Als jedoch der Firmenteilhaber Georg von Schwarz verstarb, wurde die Produktion aufgegeben. Verglichen mit dem Skandinavischen Porzellan waren diese Keramiken extrem farbintensiv und wurden vor allem von Rot- und Gelbtönen beherrscht.
Carl Sigmund Luber – Kunstatelier
Carl Sigmund Luber wurde 1868 in München geboren und begann ca. 1881 eine Bildhauerlehre bei Joseph Wilhelm Nissen. An diese Ausbildung schloss er seine Wanderjahre an und besuchte dann die Bildhauerklasse der Kunstgewerbeschule in München. Nachdem er sich kurz als Zeichenlehrer verdingt hatte, erhielt er das Angebot der Firma Johann von Schwarz dort als künstlerischer Leiter der „Fabrik artistischer Fayencen“ zu arbeiten.
Luber entwickelte für die Firma schnell eine phantasiereiche Produktpalette im floralen Jugendstil. Es waren vor allem Vasen, Kannen und Wandkacheln mit der damals modernen Unterglasurmalerei, die in jenen Jahren entstanden und für die sich der neue Werkstoff Steatit besonders gut eignete.
Als die Produktion 1906 eingestellt wurde und Luber seine Stellung verlor, verlegte er sich auf andere Tätigkeiten, arbeitete etwa für eine Münzprägeanstalt oder auch eine Spielwarenfabrik.
1908 kehrte er nach München zurück und arbeitete dort für die Handwerkskammer.
Carl Sigmund Luber starb am 30. Juni 1934 in München.
Fadenrelief Technik
Bei der Fadenrelieftechnik werden dünne Keramikfäden auf die Keramik aufgelegt oder auch in sie eingelegt, um so einzelne Felder zu schaffen. Die Fäden dienen dabei als Barriere für unterschiedliche Farben. Sie können so nicht verlaufen und sich vermischen. Zudem bilden bereits die Fäden die Umrisse der Motive nach, dienen also quasi als Umrisszeichnung. Im Folgenden können die einzelnen Felder entweder mit einem Pinsel oder einem Malhorn mit Glasur ausgefüllt werden.
Die Fadenrelieftechnik ist dementsprechend für die Herstellung bunter und mit Motiven versehener Keramik deutlich unkomplizierter als etwa die Unterglasurmalerei.
Foto: M. Geisler, CC-by SA 4.0
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