1900 – Frauenleben in Bad Nauheim

Bad Nauheim war in der Zeit der Belle Époque bis hin zum Zweiten Weltkrieg ein Weltbad. Menschen aus aller Herren Länder kamen hierher, um Heilung von den unterschiedlichsten Leiden zu finden.
Zahlreiche Ärzte, die ebenfalls Weltruhm genossen, wie beispielsweise Isidor und Franz Groedel, boten ihre Dienste an, unterhielten eigene Sanatorien und mehrten den Ruf des Kurortes als Welt-Herzheilbad.
Der Ausbau des Kurbades durch den Bau der Jugendstilanlagen in den Jahren 1905 bis 1912 sorgte für einen nochmaligen Aufschwung und leitete die Glanzzeit der Kurstadt ein.
Viele Kurgäste waren Frauen, denn Bad Nauheim war nicht nur ein ausgewiesenes Herzheilbad, sondern auch eines für Frauenkrankheiten.
Die Frauen, die hierher zur Behandlung kamen, stammten aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Parkallee mit Tenniscafé, Bad Nauheim
Parkallee mit Tenniscafé, Bad Nauheim
Foto aus: Susanne Homann, Bad Nauheim, 1913

Um den Betrieb der Badeanlagen, der zahlreichen Hotels und Sanatorien zu gewährleisten, brauchte es viel Personal, angefangen mit Badewärter:innen, Krankenpfleger:innen, Köch:innen, Wäscher:innen, Sekretär:innen über Techniker bis hin zu Ärzt:innen und Verwaltungsbeamten. [Wenn hier zwei Berufsgruppen nicht gegendert wurden, so liegt das daran, dass wir relativ sicher wissen, dass in diesen Bereichen ausschließlich Männer gearbeitet haben.]

Bad Nauheimer Badewärter:innen um 1900 - StA Bad Nauheim, Sammlung Jores
Bad Nauheimer Badewärter:innen um 1900 –
StA Bad Nauheim, Sammlung Jores


Viele der Frauen kamen nicht aus der kleinen Stadt Bad Nauheim, die damals gerade einmal zwischen 4.500 und 9.200 Einwohner:innen hatte. Sie kamen von nah und fern, um in dem boomenden Weltbad eine Anstellung zu bekommen und ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Das Melderegister für weibliches Hauspersonal verzeichnet zahlreiche Frauen, die als Angestellte in den unterschiedlichsten Bereichen, z.B. als Kochlehrfräulein nach Bad Nauheim kamen.
Neben den hier arbeitenden und kurenden Frauen gab es natürlich auch noch die Frauen, die hier lebten und aus den alteingesessenen Nauheimer Familien kamen. Manche von ihnen arbeiteten in der Kurstadt, andere führten das Leben einer Ehefrau und Mutter.
Die kleine Kurstadt in der Wetterau bietet uns so ein Kaleidoskop weiblicher Lebenswege und Lebensentwürfe um 1900 von der Wäscherin bis hin zur Kaiserin. Einige der Lebenswege möchten wir an dieser Stelle näher beleuchten.

Kaiserin Auguste Victoria in Bad Nauheim, 1912 - StA Bd Nauheim
Kaiserin Auguste Victoria in Bad Nauheim, 1912 – StA Bad Nauheim

Die Kabinett-Ausstellung teilt sich in sechs Bereiche auf:
I. Von Badewärterinnen und Wäscherinnen
II. Der weibliche Kurgast
III. Die Fahrrad-Prinzessin in Bad Nauheim
IV. Kaiserinnen geben sich die Ehre
V. Zwei Frauen und ein Weltbad:
a. Frances Theodora Konitzky
b. Louise Eshman Kerckhoff
VI. Wissenschaftlerinnen und Ärztinnen